Schlagwort: Freiwilligenarbeit

Nennt man das noch „Freiwilligenarbeit“ ?

Hallo liebe Leser! Ich hatte ja bereits angekündigt, dass ich mich gern noch einmal intensiv mit dem Thema Freiwilligenarbeit auseinander setzen und meinen Eindruck schildern möchte. Wer von Euch plant, in naher oder ferner Zukunft ins Ausland zu gehen, dem Lege ich sehr ans Herz, die folgenden Zeilen zu lesen. Wie immer könnt Ihr mir bei Fragen gern private Nachrichten via Facebook oder per Mail schreiben. Sofern es die Zeit zulässt, stehe ich auch via Skype und Telefon beratend zur Seite. Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen!

Sucht man „Freiwilligenarbeit“ bei Google, dann bemerkt man schnell, dass der Markt riesig ist. Denn eins ist klar: Volunteering ist ein gut funktionierendes Geschäftsmodell. Agenturen laufen sich die Top-Suchergebnisse mit dauerhaften Anzeigen ab. Welches Angebot seriös ist, lässt sich auf Anhieb nicht erkennen. Die Preise und Pakete unterscheiden sich deutlich in ihren Formulierungen und Inhalten – aber was verbirgt sich dahinter? Bekomme ich Hilfe vor Ort? Was ist mit einem Visum? Bezahle ich die Flüge selbst, obwohl mein Programm schon mehrere tausend Euro kostet?

Unter Volunteering verstehen die meisten schlichtweg kostenlose Unterstützung ohne direkte Gegenleistung. Es ist üblich, für ehrenamtliche Helfer Bett & Mahlzeiten zu stellen. Soweit die Theorie. Ich hatte das Glück mit vielen Volunteers sprechen zu können, die bereits verschiedenste Programme absolviert haben. Hoffentlich könnt Ihr von meinen Erfahrungen profitieren.

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Freiwilligenarbeitsmodelle:

  1. gewinnorientierte Agenturen
  2. gemeinnützige Initiativen
  3. vollständige Eigeninitiative

Jedes Modell hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile. Je nachdem, wie viel man sich selbst zutraut, rutscht man einen Schritt weiter die Liste runter. Meinen Freiwilligendienst habe ich über eine gewinnorientierte Agentur abgewickelt, deren Namen ich hier nicht veröffentlichen darf. Für mich lagen die Vorteile klar auf der Hand: Ich zahle verhältnismäßig viel, bekomme dafür aber viel Hilfe. Soweit natürlich nur wieder die Theorie. Es war mein erster Auslandsaufenthalt dieser Art, deswegen dachte ich, es wäre gut, wenn ich vor Ort einen Ansprechpartner habe und auch in Deutschland jemanden, der mir bei der Planung unter die Arme greift.

Effektiv beschränkte sich der Support darauf, dass ich einen Platz im Volontärshaus, 3 Stunden Indonesisch-Unterricht und einen Ansprechpartner vor Ort hatte. Die Story mit dem Visum kennt Ihr bereits aus einem vorherigen Blogeintrag. Nur so viel: ein Visum hatte ich bis zu meiner Ankunft am Flughafen nicht. Für einen 4-stelligen Betrag hatte ich einfach mehr erwartet. Pauschal kann ich gewinnorientierte Agenturen nicht kritisieren und das möchte ich an dieser Stelle auch nicht. Aber ich kann Euch sagen, dass meine Erfahrungen miserabel sind und ich keine Empfehlung aussprechen kann. Der Gedanke, Gewinn aus Freiwilligenarbeit zu schlagen, ist zudem etwas fragwürdig. Oder?

Möglichkeit 2: Freiwilligenarbeit über gemeinnützige Initiativen. Da vom Finanzamt als gemeinnützig eingestufte Organisationen sich dazu verpflichten, keine eigenwirtschaftlichen Ziele zu verfolgen, seid Ihr schon mal auf der sicheren Seite. Ihr zahlt nur für das, was wirklich nötig ist. Niemand verdient an Eurem ehrenamtlichen Einsatz. Dafür müsst Ihr aber einiges selbst in die Hand nehmen. Bewusst. Denn vor Ort werdet Ihr noch oft genug ins kalte Wasser geschmissen und müsst jedesmal selbst ran. Mir persönlich macht es Spaß, Aufenthalte und Reisen zu planen. Aber nur soweit, dass ich beruhigt aufbrechen und dann alles auf mich zukommen lassen kann.

Wie erkenne ich gemeinnützige Initiativen? Ein Blick ins Impressum verrät meistens die Unternehmensform und enthält zusätzlich den Hinweis „Non-Profit-Organisation“ oder „gemeinnützig“. Zusätzlich ist es immer von Vorteil, Erfahrungsberichte zu lesen und mit ehemaligen Programmteilnehmern zu sprechen, bevor man sich entscheidet.

Für alle, die gern jemanden an der Hand haben wollen, aber trotzdem in Eigeninitiative helfen möchten, denen lege ich diese Form der Freiwilligenarbeit ans Herz. Wir bieten zukünftig genau diese Form der Freiwilligenarbeit an. Momentan arbeiten wir aber noch an der Logistik. Der Prozess wird sich auch noch über einige Monate hinziehen. Denn wir wollen den Volunteers auch die Erfahrung möglich machen, die sie sich vorgestellt haben. Mit einer möglichst geringen Selbstbeteiligung.

Möglichkeit 3: Freiwilligenarbeit in Eigeninitiative. Der Name ist Programm. Empfehlenswert für alle, die schon Auslandserfahrungen gemacht haben. Ihr plant alles selbst und habt keine Absicherung. Diese Form ist vor allem in Thailand, Malaysia, Vietnam und anderen asiatischen Ländern bekannt. Schulen suchen mehr oder weniger aktiv nach Freiwilligen. Vor allem für den Englischunterricht. Im Gegenzug erhaltet Ihr eine Unterkunft und/oder Mahlzeiten. Diese Möglichkeit ist der Weg, um die intensivsten Erfahrungen zu machen. Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen die Volunteers schamlos ausgenutzt wurden. Es gibt eben niemanden, der die Hand über Euren Aufenthalt hält. Deswegen empfehle ich Euch, einen Freund oder eine Freundin als Reisebegleiter einzupacken, solange er/sie auch begeistert von der Idee ist!

Ja, es gibt noch weiter Formen. Mischformen. Vermittler. Aber diese drei sind die bekanntesten Modelle und finden sich in allen Ländern der Welt wieder. Ich hoffe, Ihr konntet für Eure geplante Reise etwas mitnehmen. Bei Fragen stehe ich Euch gern zur Seite!

Wollt Ihr Eure Erfahrungen auf Bali mit der Welt teilen, habt aber keine Plattform dafür? Habt ihr vielleicht selbst sogar als Volunteer vor Ort geholfen? Ihr seid eingeladen, Eure Erfahrungen in einem Gastbeitrag auf diesem Blog niederzuschreiben. Schreibt mir einfach eine kurze Mail mit Infos über Eure Person und Euer Thema an: [email protected] !

 

Liebe Grüße,

Daniel

Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“

Es ist jetzt genau 708 Tage her, dass ich die Insel der Götter das erste Mal betreten habe. Hätte ich diese Entscheidung damals nicht gefällt, könntet Ihr diesen Eintrag jetzt nicht lesen. Es gebe weder Balipockets.org, noch diesen Blog. Für mich ist es an der Zeit, meine Erlebnisse beginnend ab März 2015 revue passieren zu lassen. In diesem und den folgenden Blogeinträgen dieser Kategorie versuche ich Euch Teil haben zu lassen, an dem, was ich erleben durfte, wie zufällig es zu dieser Entscheidung kam und was ich bei meinen Aufenthalten auf Bali lernen konnte. Ich gebe Euch Einblicke in private Gedanken,  Momente des Glücks & der Trauer und beschreibe Situationen, die wohl jeder nur zu gut kennt. Ich freue mich über jeden, der sich die Zeit nimmt, diesen Blog zu lesen und sich vielleicht sogar mit mir in Verbindung setzt, um seine Gedanken und Meinung mit mir zu teilen. In welcher Regelmäßigkeit Blogeinträge veröffentlicht werden, kann ich Euch nicht sagen. Ich schreibe dann, wenn ich mich bereit fühle, den nächsten Schritt meiner „Bali-Story“ zu veröffentlichen; oder welche ehrliche Lebensabschnittsgeschichte wurde schon unter Druck veröffentlicht?

© Warner Bros.

Für viele von Euch ist die Situation sehr aktuell, für andere ist sie vielleicht gerade (wieder) etwas in die Ferne gerückt – der Start in einen neuen Lebensabschnitt. Die Entscheidung, wann man in einen neuen Teil seines Daseins auf Mutter Erde aufbricht, wird uns zumeist von Dritten abgenommen.

Sommer 2014: Es gibt Abiturzeugnisse. Der Wahnsinn, meins ist tatsächlich dabei und lässt sich sogar sehen. Abschlussprogramm, Zeugnisübergabe, Abiturball und auf geht’s zum Studium. Würde man mich heute fragen, wie es für mich nach der 12. Klasse weiterging würde ich sagen: „Naja, so das Übliche halt. Neue Stadt. Studieren. Irgendwas mit Medien“. Tatsächlich ging es für mich im August nach Salzgitter, um dann ab 01.10. den Studiengang „Logistik- und Informationsmanagement“ zu belegen (an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter-Calbecht). Umzug, die erste gemeinsame Wohnung mit meiner Freundin, Studium, „Studentenleben“. Kurzum: Kann ja nur gut werden. Weit gefehlt.

Das nicht immer alles so läuft, wie man sich das vorstellt, ist landläufig bekannt. Das Studium bot mir zu viel Freiraum, zu viel Zeit um Däumchen zu drehen. Arbeit musste her. Ein paar Wochen später dann stand ich zur (Sehr-)Frühschicht vor Depot 138 eines namhaften Paketdienstleisters. Vor der Uni nochmal ein paar Pakete ausladen. Kann ja nicht so schwer sein. Mal wieder: Weit gefehlt.

Ende November 2014: Die Entscheidung ist gefallen: Ich will (muss) hier weg. Studium 👎 Job 👎 und die Trennung von meiner Freundin. Ist man mit sich selbst unzufrieden, kann man auf Dauer keine gesunde Beziehung führen. Das musste ich schmerzlich lernen. Letztlich war die Trennung allerdings der Auslöser dafür, dass es Balipockets heute gibt. Dafür bin ich bis heute dankbar. So sind sie nun mal, die zwei Seiten der Medaille.

Februar 2015: Die frohe Kunde der Zusage für meinen Ausbildungsplatz als Fachinformatiker in Hannover erreicht mich. Es kann also am 01.09.2015 losgehen. Leider(?) liegen zwischen Februar und September noch einige Monate. Zeit, um wieder neue Kraft zu tanken. Nach einem längeren Gespräch mit einem guten Freund, der zu diesem Zeitpunkt bereits längere Zeit im Ausland war, fasste ich den Entschluss, meine letzten Geldreserven zu mobilisieren und einen längeren Auslandsaufenthalt zu machen. Ich brauchte einfach Zeit für mich.

Nun gibt es ja tausend verschiedene Möglichkeiten und Ziele, seinen Auslandsaufenthalt zu machen. Da kommen einem sofort die üblichen Verdächtigen in den Kopf: Work & Travel in Australien/Neuseeland, Au Pair in den USA oder Kanada oder mit dem Rucksack durch Vietnam. Von Anfang an war klar, dass ich nicht das machen werde, was gut ein Viertel des Abschlussjahrgangs damals schon angekündigt hatte (siehe „die üblichen Verdächtigen“). Ich wollte etwas erleben, wovon mir noch keiner meiner Bekannten erzählt hatte. Nach ein wenig Recherche wurde ich auf eine Agentur aufmerksam, die neben Work- & Travel-Unterstützung, Au Pair & Co. auch Freiwilligenarbeit anbot. Ein Telefonat sollte klären, was für mich in Frage kommt. Schnell kam das Gespräch auf Asien, nachdem ich ein wenig über meine Interessen und Ansichten gesprochen hatte. Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Nepal, Sri Lanka, Thailand, Vietnam. Warum genau meine Wahl auf Indonesien fiel, kann ich nicht sagen – Bauchgefühl. In Indonesien selbst hatte die Agentur nur ein Projekt: Freiwilligenarbeit auf Bali. Ich forderte also Infomaterial an und war begeistert von den geschilderten Möglichkeiten. Ich entschloss mich dazu, über einen Zeitraum von 12 Wochen Kindern auf Bali meine Unterstützung anzubieten. Der Grundstein für den wohl aufregendsten Abschnitt meines Lebens war gelegt.

Hat euch der erste Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag.

Liebe Grüße,

Daniel