Schlagwort: Reis

Die Kinder verabschieden sich von Ihrem Lehrer mit einem gemeinsamen Ohm Shanti, Shanti

Deutsche Familie lernt balinesischen Schulalltag kennen

Unser erster Blogeintrag in 2018 ist ein ganz besonderer. Im Sommer 2017 konnten wir erstmals einer deutschen Familie den direkten Besuch einer von Balipockets unterstützten Schule ermöglichen. Jonna, die Tochter der Familie hat einen eindrucksvollen Bericht über den balinesischen Schulalltag und hinduistische Bräuche für euch verfasst.

Viel Spaß beim Lesen!


Hallo, mein Name ist Jonna. Ich bin 8 Jahre alt und gehe zu der Blücherschule in Wiesbaden. Dank Balipokets hatte ich die Möglichkeit für ein paar Tage sowohl den Alltag einer balinesischen Familie kennenzulernen als auch mit meinen Eltern Unterricht für gleichaltrige Kinder mitzugestalten.

In Ubud wurden wir herzlich von Ayu, einer Mitarbeiterin von Balipokets in Empfang genommen. Ayu hat zwei Kinder und wohnt mit Ihren Schwiegereltern zusammen. Die Familie hält Schweine, Hühner und Vögel. Ayu ist wie die meisten Balinesen ein Hindu und hat uns gezeigt wie man kleine Opferschalen aus Kokosblättern herstellt. In die Opferschalen werden Blumen für verschiedene Gottheiten wie Brahma, Vishnu und Shiva gelegt. Die Opferschalen werden täglich an verschiedenen Orten im Haus aufgestellt. Natürlich in dem kleinen Tempel, den es in jedem Haus in Bali gibt, aber auch im Kinderzimmer und in der Küche.

Ayu hat uns auch eine kleine Führung durch den Ort, in dem sie wohnt, gegeben. Hier streunen viele Hunde herum. Die Hunde bellen. Aber man muss keine Angst vor ihnen haben. Um den Ort gibt es Felder, auf denen neben Reis, Obst und Gemüse angebaut wird. Wir haben Sträuche mit Sojabohnen und Kakaobäume entdeckt. Auch an den Feldern gibt es kleinere Tempel, die mit weißen und gelben Tüchern geschmückt sind.

Dann war es soweit. Wir haben balinesische Kinder in Englisch unterrichtet. Zusammen mit Ayu hatten wir uns vorher überlegt wie wir den Unterricht gestalten. Da ich und dieSchulkinder nur wenig Englisch sprechen, haben wir einfache Spiele gemacht. Damit es allen möglichst viel Spaß macht. Zuerst mussten sich die Kinder in einem Kreis aufstellen. Dann hat ein Kind seinen Namen gesagt und dann einem anderen Kind einen Ball zugeworfen, dass dann auch seinen Namen sagen musste ( Hello my name is …, what‘s your name…). So konnte ich die unterschiedlichen balinesischen Namen kennenlernen. In Bali ist es mit den Namen so: Das erste Kind heißt Wayan oder Putu (Mädchen Ni Lhu Putu), das zweite Kind heißt Kadek oder Made (egal ob Mädchen oder Junge), das dritte Komang und das vierte Ketut. Gibt es dann ein fünftes Kind, heißt das wieder Wayan bzw. Putu usw.. Zusätzlich haben die Kinder aber noch Rufnamen wie bei uns. Wenn wir auf unserer weiteren Reise nach unseren Namen gefragt wurden, haben wir uns daher mit unseren balinesischen Namen vorgestellt.

Um das Alphabet zu üben haben wir Galgenmännchen gespielt und um Zahlen zu üben Bingo. Die Schüler müssen eine Schuluniform tragen. Die Kinder besitzen verschiedene Uniformen. Eine normale und eine für feierliche Anlässe wie Vollmond. Dann werden vor allem von den Mädchen Sarongs getragen und die Jungs haben ein Udong (ein auf dem Kopf gebundenes Tuch) auf. Zum Sportunterricht haben sie eine Sport-Uniform. Jungs müssen kurze Haare haben. Mädchen, die lange Haare haben müssen diese als Zopf tragen. Die Kinder verabschieden sich von Ihrem Lehrer mit einem gemeinsamen Ohm Shanti, Shanti (d.h. Friede, Friede).

An einem Tag musste der Unterricht leider ausfallen, da an diesem Tag eine Beerdigung im Ort stattfand. Ayu hat uns zu dieser Zeremonie
mitgenommen. Anders als in Deutschland ist eine Beerdigung hier keine private, persönliche Zeremonie, sondern das ganze Dorf nimmt teil. In Bali können sich nur sehr reiche Leute eine eigene Beerdigung leisten. Normalerweise werden die Leute auf einem Friedhof begraben. Alle fünf Jahre findet dann die eigentliche Beerdigungs-Zeremonie statt. Teil der Zeremonie ist, dass die Verstorbenen früh am Morgen ausgegraben und deren Knochen gründlich gereinigt werden. Die Überbleibsel werden in eigens dafür hergestellten, reich geschmückten Figuren untergebracht. Die Figuren ähneln in der Regel Kühen. Im Hinduismus sind Kühe heilige Tiere. Aber die Familie eines Verstorbenen hat sich einen Elefanten mit Fischkörper gewünscht. Gegen Nachmittag werden die Figuren verbrannt. Die Asche wird dann in gelbe Kokosnüsse gefüllt, die dann im Meer ausgestreut werden. So dass der Verstorbene überall ist, im Boden, wo er beerdigt wurde, in der Luft durch die Verbrennung und im Meer, wo die Asche ausgestreut wird.

Ich glaube, ich habe mindestens genauso viel gelernt wie die Schüler in der Klasse. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden und daher möchte ich mich herzlich bei Ayu aber auch bei Daniel von
Balipokets bedanken, die unseren Aufenthalt vor Ort möglich gemacht haben.

 

Alles Liebe Eure Jonna

Wie alles begann #6: „Schlemmen auf der Insel der Götter“

STOPP! Hast Du die vorherigen Beiträge  noch nicht gelesen? Dann hol das am besten nach! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 20 Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)
  • 3. Eintrag (Wie alles begann #3: „Der erste Dämpfer“)
  • 4. Eintrag (Wie alles begann #4: „Andere Länder, andere Sitten.“)
  • 5. Eintrag (Wie alles begann #5: „Der erste Schultag“)

Hallo Du! Ich freue mich, dass Du vorbeischaust. Der heutige Blogeintrag dreht sich rund um alle Köstlichkeiten (und den damit verbundenen Gefahren) auf der Insel der Götter.

Nasi Padang (Reis mit versch. Gemüse, Fisch und Fleisch)

Die balinesische Küche unterscheidet sich grundsätzlich von der Deutschen. Das fällt nicht nur rein optisch auf, sondern ist einige Minuten  nach dem Verzehr einer Mahlzeit auch meist im Magen-Darm-Trakt sehr gut spürbar.  Während der ersten 2 Wochen auf der Insel musste ich fast täglich auf Kohletabletten und eine möglichst kurze Wegstrecke zur nächsten Toilette zurückgreifen.  Ich bin allerdings auch jemand, der immer sofort alles ausprobieren muss. Wer einen längeren Aufenthalt abseits von Hotels und Resorts plant, sollte seinen Magen ganz langsam an die neuen Speisen gewöhnen: anderes Land – andere Bakterien.

Entgegen meiner anfänglichen Erwartungen ist die durchschnittliche Mahlzeit auf der Insel der Götter weder gesund noch  besonders leicht. Die Hauptzutaten jeder Speise sind Kohlenhydrate und reichlich Fett.  Gekocht und gegessen wird auf der Straße. Sogenannte „Warungs“ (mobiler oder stationärer Straßenverkauf von Lebensmitteln) sind der Mittelpunkt der balinesischen Esskultur. Bei 30°C ist es nicht möglich alle Gerichte  à la minute zuzubereiten oder ausreichend zu kühlen, deswegen werden die Speisen gegart (fast ausschließlich frittiert) und vor dem Verzehr entweder  noch einmal erhitzt oder regelmäßig durch wischende Handbewegungen von Fliegen und anderen Insekten befreit. In der halboffenen Auslage der Warungs werden die Speisen präsentiert. Der Gast sucht sich aus, welche Gerichte er in welcher Menge kaufen möchte.

 

typische Auslage in einem Warung

Das viele Öl hat zur Folge, dass in Indonesien mit fortgeschrittenem Alter vermehrt schwere Lebererkrankungen auftreten. Sichtbar wird das durch die gelbliche Färbung der Augen fast aller Inselbewohner im Alter von 45+ Jahren. Auch Trinkwasser sollte nur in Flaschen gekauft und unter keinen Umständen aus der Leitung verwendet werden. Anfangs habe ich sogar beim Zähne putzen Wasser aus der Flasche genommen. Für meine Begriffe ist das allerdings etwas übertrieben. Literweise solltet Ihr Leitungswasser  allerdings nicht konsumieren. Weg von den Schattenseiten und auf in das kulinarische Paradies der Insel!

 

Saté (über Holzkohle gegrillte Fleischspieße)

Meine ungeschlagene Nummer 1: Saté Ayam mit Sambal pecel. Nichts weiter als ein gut gewürzter  Hähnchenspieß mit einer scharfen Erdnusssauce. Serviert mit Reis oder pur. Perfekt für unterwegs. Beim Erklimmen des höchsten Vulkans der Insel hatte ich auf Empfehlung der Locals Sate kambing (Ziegenfleisch-Spieße) zur Stärkung dabei. Dem Aufstieg auf den Gunung Agung (3.031m) widme ich einen späteren Blog-Artikel. So schnell bekommt mich nämlich keiner mehr auf diesen Vulkan!  Nasi Campur (orig. Nasi Padang) bildet das weit verbreitetste Gericht der Insel (Bild siehe oben). An jeder Straßenecke, in jedem Restaurant oder in den heimischen Küchen trifft man immer auf Nasi Campur. Der Grund: Nasi Campur (gemischter Reis) kann alles sein. Gemüse (Spinat, Kohl, Bohnen, Gurken,..), Eier, Fleisch (meist gezupft oder am Knochen), Fisch oder  alles zusammen. Hauptsache: gekochter Reis bildet einen Teil des Gerichts.  Dazu wird ein hausgemachter Sambal (scharfe Sauce auf Chilli-Basis) gereicht. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass ich mindestens jeden zweiten Tag  Nasi Campur gegessen habe.

Preise

Eine Portion Nasi Campur kostet auf der Straße (inkl. Sitzplatz, Teller, Besteck) zwischen 8.000 und 32.000 Rupiah (60 Cent – 2,40€).  Die angebotenen Portionen machen auch durchaus satt. Mit diesen Preisen kann kein deutscher Imbiss mithalten: Fleisch, Gemüse und Beilage für ca. 1€ ! Auch für die Einheimischen ist das Essen auf der Straße erschwinglich. Deswegen sind Warungs ein super Ort, um mit Locals ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich könnt ihr den Besitzern des Warungs mit einem kleinen Trinkgeld eine riesen Freude machen. Denn die Arbeit in den Warungs ist schweißtreibend und wirft nicht viel Gewinn ab. Über ein Trinkgeld von 5€ freuen sich die Inhaber noch am nächsten Tag. Bei 30°C dürfen kalte Getränke natürlich nicht fehlen. Diese sind meist für einen Obolus  von  30 oder 40 Cent zu haben.

Getränke und weitere Spezialitäten

Es Jeruk

Es gibt nur einige wenige spezielle Getränke auf der Insel. Es Jeruk (Orangensaft, Eis, Zuckersirup) und  Es Teh (Eistee) sind am weitesten verbreitet. Über alkoholische Getränke habe ich schon in meinem  vierten Blogeintrag berichtet. Was an Getränken fehlt, machen die Speisen wieder  wett. Die außerhalb der Insel bekanntesten Gerichte sind sicherlich Nasi Goreng (frittierter Reis) und Mie Goreng (frittierte Nudeln). Beide Gerichte gibt es in Deutschland in jedem Tiefkühlregal als Fertiggericht. Kennt man das Original, dann wird schnell klar, dass diese „Fertigtüten“  nichts mit dem  eigentlichen Gericht zu tun haben.  In Kombination mit Reis gibt es weiterhin verschiedenste Köstlichkeiten. Hier wäre Nasi Ayam (Reis mit Hähnchen) der bekannteste Vertreter. Als Delikatesse zählen weiterhin Ayam Betutu  (mind. 24h in Bananenblättern gegartes Hähnchen) und Bebek Betutu (mind. 24h in Bananenblättern gegarte Ente) zu den beliebtesten Gerichten. Ein absolutes No-Go für mich:  Babi Guling (Schweinefleischvariationen). Haut, Blutwurst und Innereien auf einem Teller mit stark gewürztem Reis. Einfach nicht mein Fall. Dennoch ein sehr beliebtes Gericht (auch unter Touristen).

© bali-indonesia.com, Babi Guling

Vegetarier und Veganer kommen auf der Insel der Götter auch auf Ihre Kosten. Tofu und  Tempeh (fermentierte Soja-Bohnen) sind an jeder Straßenecke zu finden. Als Suppe  (Tempeh Kare) oder frittiert schmecken beide Produkte wirklich spitze! Gibt es auf Bali denn kein tolles Obst? Jaein. Die Insel ist klein. Angebaut werden hauptsächlich Reis und Spinat. Ergo:  Fast alle Früchte werden importiert.  Direkt auf der Insel wachsen: Durian, Mangosteen, Snakefruit, Boni, Rambutan, Pomelo und Kokosnüsse (gelb/orange/grün).

Bali ist doch eine Insel – wo bleibt der fangfrische Fisch?

Richtig. Es gibt natürlich Fischmärkte und besondere Spezialitäten vor allem in und um Jimbaran. Der Indische Ozean ist allerdings weiträumig um die Insel stark verschmutzt und die  Fischgründe haben sehr unter der Belastung durch Erdöl und Plastik gelitten. Für mich ein Grund beim Kauf und Verzehr von Fisch zweimal hinzuschauen.  Wir haben vor kurzem über ein Projekt informiert, dass sich dafür einsetzt, die Insel von Plastik zu befreien.

Ich möchte Euch natürlich nicht davon abhalten, die Meeresfrüchte selbst zuzubereiten oder in einem Fischrestaurant in Jimbaran zu probieren. Vom Verzehr in schlecht besuchten Warungs würde ich Euch allerdings definitiv abraten. Wenn die Einheimischen ein Warung meiden, dann hat das einen Grund.

© bali-indonesia.com, Meeresfrüchte in einem Restaurant in Jimbaran

Ich hoffe, dass ich Euch einen kleinen Einblick in die balinesische Küche geben konnte. Natürlich gibt es noch unzählige weitere Gerichte. Das ist aber auch gut so!

Habt ihr etwas zum Thema Food zu berichten? Wollt Ihr Eure Erfahrungen auf Bali mit der Welt teilen, habt aber keine Plattform dafür? Habt ihr vielleicht selbst sogar als Volunteer vor Ort geholfen? Ihr seid eingeladen, Eure Erfahrungen in einem Gastbeitrag auf diesem Blog niederzuschreiben. Schreibt mir einfach eine kurze Mail mit Infos über Eure Person und Euer Thema an: [email protected] !

Hat euch der sechste  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag!

PS: Da viele von Euch nachgefragt haben, wie lange es dauert, einen der Blog-Artikel zu verfassen – dieser hier hat jetzt circa 3 Stunden in Anspruch genommen.

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Zum dritten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann3

Zum vierten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann4

Zum fünften  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann5

Liebe Grüße,

Daniel