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Bali in der Corona-Krise

Seit einigen Monaten ist nichts mehr so, wie es war.  Auch wenn Grenzen geschlossen sind und wir uns alle gerade zurück in heimatliche Gefilde gezogen haben, verlieren wir den Blick und Draht nach Bali nicht. Zum Glück haben wir unsere liebe Ayu vor Ort, die wir Anfang letzten Jahres als Mitarbeiterin eingestellt hatten.

Für uns und für Euch hat sie die aktuelle Lage in Bali in einem Bericht zusammengefasst. Wir haben uns dazu entschlossen, ihren Bericht weder zu kürzen, noch zu übersetzen. Stattdessen könnt Ihr euch Ayus Sichtweise (auf Englisch) hier durchlesen. 

Ayu in ihrem Homeoffice in Bali. ©️ Balipockets. e.V.

Ayu in ihrem Homeoffice in Bali. ©️ Balipockets. e.V.

Nichtsdestotrotz hier ihre wichtigsten Punkte: 

  •  Bali ist wirtschaftlich schwer getroffen, denn der Tourismus als wichtigster Wirtschaftszweig ist vollkommen zum Erliegen gekommen. Viele Menschen sind nur arbeitslos.
  • Auch in Bali sind die Schulen geschlossen. Homeschooling wird zwar durchgeführt, doch nicht alle SchülerInnen verfügen über die notwendige technische Ausstattung und Wissen, um am Unterricht teilzunehmen. Das verschärft nur noch mehr bestehende Ungerechtigkeiten.
  • Deshalb führt Ayu z.B. Online-Workshops bzw. Anrufe durch, um SchülerInnen in Englisch und in Medienkunde zu unterrichten.

Wie geht’s Bali? Ein vor-Ort-Bericht von Ayu

Covid19 is probably the worst thing that ever happened to Bali’s tourism businesses in history. The damage caused by this pandemic is way more terrible than other tragedies such as the Bali bombings and the eruption of Mt. Agung. When Bali experienced the bombing tragedies in 2002 and 2005, the hotel occupancy rates plunged down to 20 percent, while during the eruption of Mt. Agung the occupancy rates of all accommodations in South Bali were still at 60 percent – because the red (dangerous) zone was only 12 kilometres around the crater. But these days, the hotel occupancy rates are even lower than 10 percent, which resulted in more than a million people working in tourism sectors losing their job. Since April, almost 96 percent of hotels (in Bali) are closed, because there are no more tourist visits. The number will continue to increase to 100 percent, because existing tourists will need to go back to their home countries. 

Bali Provincial Human Resources Department is collecting data of the affected workers across the island. So far, there are about 17000 workers who have been dismissed, as a result of the temporary shutdown for hospitality business in Bali (hotels, restaurants, travels and tourist attractions). At the moment, almost all hotels and restaurants in Bali are temporarily closed, some hotels are still operating, but with occupancy rates below 10 percent. Meanwhile, restaurants that are still operating have shortened their opening hours and only provide delivery and take-away service.

                   The number of positive cases of the Coronavirus (Covid-19) in Bali continues to increase. Until Monday (05/11/2020) morning, the number of positive patients infected with the virus reached 311 people. Most travelers have left Bali – Indonesia has banned all foreign arrivals until further notice, all citizens and visitors are asked to stay at home, work from home and follow the guidelines of „SOCIAL DISTANCING“. Food shopping and other important necessities are still possible (not a lockdown). Major events have been cancelled and the governor has instructed the Balinese to stay away from mass events (religions and non-religious), all tourist attractions and sites have been asked to close temporarily, including the beaches. The local  authorities are checking every person who passes through the village. Not only make sure everyone wears a face mask, but some also do a quick-test on body temperature. Otherwise the situation is mostly calm and controlled. But this is a very sad situation because there are millions of people who are unemployed now who have families – they all have to suffer now.

So sieht es normalerweise in Balis Schulen aus. Aktuell müssen auch dort die Bänke leer bleiben. ©️ Balipockets. e.V.

Like elsewhere in the world, schools are closed and unlikely to open again until June. As schools have physically shut their doors, most are continuing with online studies, with schools making use of technology such as Zoom meetings and online examinations (but not all schools can do it). Many of the children are now in need of phones, as they cannot go to internet cafes to get their lessons. They need to find other children who share their phones for online learning. School closures of course have an impact on our work, as everything we do revolves around helping children to access education.

The problems start by the limited face-to-face between educators and students, the lack of technological knowledge of some teachers who are still unsure of operating computers and Android phones, when students have sent in videos or online-based questions. Parents have to assist their children now to answer questions or learn online – that results in some children learning less, because parents of students are also busy otherwise. Some parents also don’t have the technological requirements at home to access online-based technology provided by teachers from schools. Moreover, the teachers who have no knowledge of technology at all. But on the contrary, this Coronavirus teaches all parties to learn about online learning systems together, teaches students the meaning of an independent learning and is raising the awareness of parents for the importance of education for their children.

                   Actually, education in Bali during the Covid-19 pandemic has been well organized. But it did not run optimally due to the lack of students‘ knowledge about technology and not the lack of cell phones, so not all students are able to do online learning. Moreover it’s harder for students who live in remote areas with limited internet networks and parents who are unable to work or even though they can work only get a very low income. In addition, some teachers and parents have no knowledge about technology or teaching online.

Because of that, I try hard and spend a lot of my time doing a workshop on technology and giving free English lessons to give them the knowledge for these topics. And most students were happy with the workshop although some students did not like it due to constraints on internet data.

 

Gemäß unserem Leitbild der Bildungsförderung für alle Kinder und Jugendliche in Bali arbeiten wir gerade gemeinsam mit Ayu daran, Lösungen für die Probleme beim Homeschooling zu entwickeln. Wir denken dabei an die Anschaffung einfacher Smartphones und Ausstattung mit mobilen Daten. Über allem steht aber auch die zunehmen Verarmung der Familien, die sich auch mittelbar auf die Kinder auswirkt.

Es gibt viel zu tun! Dabei zählen wir wie so oft auf eure Unterstützung!

Weitere Informationen zu laufenden Projekten gibt es bei Facebook und Instagram!

 

Liebe Grüße,

euer Balipockets-Team.

Die Kinder verabschieden sich von Ihrem Lehrer mit einem gemeinsamen Ohm Shanti, Shanti

Deutsche Familie lernt balinesischen Schulalltag kennen

Unser erster Blogeintrag in 2018 ist ein ganz besonderer. Im Sommer 2017 konnten wir erstmals einer deutschen Familie den direkten Besuch einer von Balipockets unterstützten Schule ermöglichen. Jonna, die Tochter der Familie hat einen eindrucksvollen Bericht über den balinesischen Schulalltag und hinduistische Bräuche für euch verfasst.

Viel Spaß beim Lesen!


Hallo, mein Name ist Jonna. Ich bin 8 Jahre alt und gehe zu der Blücherschule in Wiesbaden. Dank Balipokets hatte ich die Möglichkeit für ein paar Tage sowohl den Alltag einer balinesischen Familie kennenzulernen als auch mit meinen Eltern Unterricht für gleichaltrige Kinder mitzugestalten.

In Ubud wurden wir herzlich von Ayu, einer Mitarbeiterin von Balipokets in Empfang genommen. Ayu hat zwei Kinder und wohnt mit Ihren Schwiegereltern zusammen. Die Familie hält Schweine, Hühner und Vögel. Ayu ist wie die meisten Balinesen ein Hindu und hat uns gezeigt wie man kleine Opferschalen aus Kokosblättern herstellt. In die Opferschalen werden Blumen für verschiedene Gottheiten wie Brahma, Vishnu und Shiva gelegt. Die Opferschalen werden täglich an verschiedenen Orten im Haus aufgestellt. Natürlich in dem kleinen Tempel, den es in jedem Haus in Bali gibt, aber auch im Kinderzimmer und in der Küche.

Ayu hat uns auch eine kleine Führung durch den Ort, in dem sie wohnt, gegeben. Hier streunen viele Hunde herum. Die Hunde bellen. Aber man muss keine Angst vor ihnen haben. Um den Ort gibt es Felder, auf denen neben Reis, Obst und Gemüse angebaut wird. Wir haben Sträuche mit Sojabohnen und Kakaobäume entdeckt. Auch an den Feldern gibt es kleinere Tempel, die mit weißen und gelben Tüchern geschmückt sind.

Dann war es soweit. Wir haben balinesische Kinder in Englisch unterrichtet. Zusammen mit Ayu hatten wir uns vorher überlegt wie wir den Unterricht gestalten. Da ich und dieSchulkinder nur wenig Englisch sprechen, haben wir einfache Spiele gemacht. Damit es allen möglichst viel Spaß macht. Zuerst mussten sich die Kinder in einem Kreis aufstellen. Dann hat ein Kind seinen Namen gesagt und dann einem anderen Kind einen Ball zugeworfen, dass dann auch seinen Namen sagen musste ( Hello my name is …, what‘s your name…). So konnte ich die unterschiedlichen balinesischen Namen kennenlernen. In Bali ist es mit den Namen so: Das erste Kind heißt Wayan oder Putu (Mädchen Ni Lhu Putu), das zweite Kind heißt Kadek oder Made (egal ob Mädchen oder Junge), das dritte Komang und das vierte Ketut. Gibt es dann ein fünftes Kind, heißt das wieder Wayan bzw. Putu usw.. Zusätzlich haben die Kinder aber noch Rufnamen wie bei uns. Wenn wir auf unserer weiteren Reise nach unseren Namen gefragt wurden, haben wir uns daher mit unseren balinesischen Namen vorgestellt.

Um das Alphabet zu üben haben wir Galgenmännchen gespielt und um Zahlen zu üben Bingo. Die Schüler müssen eine Schuluniform tragen. Die Kinder besitzen verschiedene Uniformen. Eine normale und eine für feierliche Anlässe wie Vollmond. Dann werden vor allem von den Mädchen Sarongs getragen und die Jungs haben ein Udong (ein auf dem Kopf gebundenes Tuch) auf. Zum Sportunterricht haben sie eine Sport-Uniform. Jungs müssen kurze Haare haben. Mädchen, die lange Haare haben müssen diese als Zopf tragen. Die Kinder verabschieden sich von Ihrem Lehrer mit einem gemeinsamen Ohm Shanti, Shanti (d.h. Friede, Friede).

An einem Tag musste der Unterricht leider ausfallen, da an diesem Tag eine Beerdigung im Ort stattfand. Ayu hat uns zu dieser Zeremonie
mitgenommen. Anders als in Deutschland ist eine Beerdigung hier keine private, persönliche Zeremonie, sondern das ganze Dorf nimmt teil. In Bali können sich nur sehr reiche Leute eine eigene Beerdigung leisten. Normalerweise werden die Leute auf einem Friedhof begraben. Alle fünf Jahre findet dann die eigentliche Beerdigungs-Zeremonie statt. Teil der Zeremonie ist, dass die Verstorbenen früh am Morgen ausgegraben und deren Knochen gründlich gereinigt werden. Die Überbleibsel werden in eigens dafür hergestellten, reich geschmückten Figuren untergebracht. Die Figuren ähneln in der Regel Kühen. Im Hinduismus sind Kühe heilige Tiere. Aber die Familie eines Verstorbenen hat sich einen Elefanten mit Fischkörper gewünscht. Gegen Nachmittag werden die Figuren verbrannt. Die Asche wird dann in gelbe Kokosnüsse gefüllt, die dann im Meer ausgestreut werden. So dass der Verstorbene überall ist, im Boden, wo er beerdigt wurde, in der Luft durch die Verbrennung und im Meer, wo die Asche ausgestreut wird.

Ich glaube, ich habe mindestens genauso viel gelernt wie die Schüler in der Klasse. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden und daher möchte ich mich herzlich bei Ayu aber auch bei Daniel von
Balipokets bedanken, die unseren Aufenthalt vor Ort möglich gemacht haben.

 

Alles Liebe Eure Jonna

Wie alles begann #5: „Der erste Schultag“

STOPP! Hast Du die vorherigen Beiträge  noch nicht gelesen? Dann hol das am besten nach! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 15 Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)
  • 3. Eintrag (Wie alles begann #3: „Der erste Dämpfer“)
  • 4. Eintrag (Wie alles begann #4: „Andere Länder, andere Sitten.“)

Tag 3, Montag der 30.03.2015, 06.30 Uhr:  Aufstehen. Der Morgen meines ersten Schultags.

Ich hatte mich schon ein wenig eingelebt, einen neuen Ventilator bekommen und mich mit den Besitzern des Homestays ganz gut angefreundet. Die Hitze machte mir weiterhin sehr zu schaffen. Mindestens drei bis vier mal am Tag duschen konnten aber zumindest etwas Abhilfe schaffen. An das Essen hatte ich mich schon gewöhnt, mein Magen allerdings noch nicht. Den typischen balinesischen Speisen widme ich meinen nächsten Blogeintrag. Bali bietet nämlich einiges mehr als Reis und Sambal.

Hendra wartete schon vor meiner Zimmertür. In Deutschland lasse ich niemanden warten. Also beeilte ich mich beim Duschen und Umziehen und sprang aus meinem Zimmer. Hendra fragte, warum ich denn so aus der Puste bin. „Ich wollte dich nicht warten lassen!“ – „Haha. Wir gehen erst in einer Stunde los. Lass dir ruhig Zeit. Wir sind hier auf Bali“, entgegnete Hendra lächelnd. Vierzig Minuten Fahrtweg lagen zwischen Hendras Wohnort Klungkung und der Volontärsunterkunft. Deswegen fuhr Hendra immer „ein paar Minuten eher los“, um dann auf dem gefliesten Podest vor meinem Zimmer noch ein wenig zu schlafen – den Körper auf den blanken Fliesen, unter den Kopf lediglich seinen kleinen Rucksack gelegt. Aber es sah trotzdem ziemlich gemütlich aus.

Die erste Unterrichtsstunde stand kurz bevor und  ich konnte quasi kein Wort Indonesisch. Zwölf Jahre deutscher Schulunterricht haben mich gelehrt, dass neue und vor allem jüngere Lehrer oft mit viel Enthusiasmus und einer strukturierten Unterrichtsplanung aufwarten können. Ich hatte vorab nach einem Lehrplan gefragt oder nach einer ungefähren Richtlinie für meinen Unterricht. In den unteren Klassenstufen wird der Englischunterricht allerdings nicht wirklich ernst genommen. Die Englischlehrer sprechen meist selbst nicht besonders gut. Tatsächlich ist das ein durchaus großes Problem in ganz Indonesien.  Denn Englisch bildet dort die Grundlage für den Einstieg in fast alle Jobs. Die Insel der Götter lebt vom Tourismus. Viele Kinder sehen ihre Perspektiven ausschließlich in der  Hotel- und Restaurantbranche. Umso bedauerlicher, dass es an fähigen Englischlehrern und Berufsberatungen/Workshops mangelt. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen ist definitiv da! Alle haben Lust, etwas zu lernen und für ihre Zukunft zu tun. Genau an dieser Stelle wollen wir etwas bewegen! Zukünftig wird Balipockets alles daran setzen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Workshops an Schulen anzubieten. Dazu wird es demnächst noch einen eigenen Blogeintrag geben. Auch ihr könnt ganz einfach Teil des Projektes werden, wenn Ihr denn möchtet.

Meine Schüler und ich in der SD N1 Peliatan, Ubud

Die Devise für diese und alle kommenden Unterrichtsstunden lautete: Spontanität.

Es gab ein Arbeitsheft, in dem pro Klassenstufe verschiedene Themen aufgezeigt worden. Für jede Stunde sollte ich mir ein Thema aussuchen. Dabei spielte es allerdings keine Rolle, ob das Thema erst in der nächsten Klassenstufe dran kam. Wichtig war vor allem, dass die Kinder Spaß haben und nicht zu viel selbst arbeiten müssen. Unterrichtsbeginn war um 8.00 Uhr (+- 15 Minuten). Vor jeder Unterrichtsstunde gingen Hendra und ich in das Lehrerzimmer, um mit der Schulleitung und den anderen Lehrern zu quatschen. Bei meinem ersten Besuch  gestaltete sich das etwas schwierig. Ich verstand kein Indonesisch, fast alle Lehrer konnten nicht ein Wort Englisch. Hendra übersetzte in den ersten Wochen für mich. Vor der ersten Unterrichtsstunde wurde selbstständig von den Kindern gebetet. Sobald das Gebet beendet war, begann mein „Arbeitstag“. Jede Stunde startete  mit einer förmlichen, religiösen Begrüßung, ausgehend vom Lehrer. Diese wurde dann von den Schülern erwidert. Natürlich hatte mir das vorher niemand gesagt. Ich trat lächelnd in das Klassenzimmer und rief selbstsicher „Hello! Selamat pagi!“ (Hallo! Guten Morgen!). Fataler Fehler. Ich schaute in entgeisterte Gesichter. Hendra übernahm die Führung und erklärte, dass ich der neue Lehrer für die nächsten Wochen wäre. Danach wies er mich darauf hin, dass vor der Stunde erstmal eine förmliche Begrüßung stattfindet. Ich entschuldigte mich und stellte mich der Klasse vor. Da der Großteil der Schüler noch sehr wenig verstand, übersetzte Hendra jeden meiner Sätze für die Klasse. Danach ging ich durch die Reihen. Jeder Schüler stellte sich einmal kurz auf Englisch vor. Das klang dann ungefähr so: „My name is Anak Agung Istri. You can call me Istri. My hobby is drawing“. Natürlich konnte ich mir auf Anhieb keinen Namen merken, vor allem nicht bei einer Klassenstärke von 30 – 35 Schülern.

Das Thema für meine erste Unterrichtsstunde lautete Jahreszeiten. Ich fing also an ein wenig über die verschiedenen Jahreszeiten zu reden, während Hendra fleißig ins Indonesische übersetzte. Fragende Gesichter. Warum erzählt dieser Mann von vier verschiedenen Jahreszeiten? Denn auf Bali ist entweder Regen- oder Trockenzeit. Es gibt keinen Schnee. Keinen typischen Herbst oder Frühling. Entweder ist es warm und nass oder warm und trocken. Trotzdem sollte ich auch ein wenig über die klimatischen Verhältnisse in anderen Teilen der Welt aufklären. Der Unterricht funktionierte erstaunlich gut. Die Kinder machten super mit. Zwischendurch wurde immer wieder ein Lied gesungen (z.B. der Bingo Song) oder ein Spiel gespielt. Die Unterrichtsstunden gingen in der Regel 90 Minuten, konnten aber auch mal wesentlich eher vorbei sein. Am Ende bedankte sich jeder Schüler einzeln mit einem Handschlag oder einer Verbeugung. Oft wurde auch als besonderes Zeichen des Respekts die Hand des Lehrers bei der Verbeugung zur Stirn geführt.

Fazit: Der Unterricht auf Bali unterscheidet sich in fast allen Punkten vom deutschen Schulunterricht. Türen und Fenster sind offen. Hunde oder Hühner laufen während des Unterrichts durchs Klassenzimmer. Essen und Trinken ist kein Problem. Jeder Schüler darf den Raum verlassen wann und aus welchem Grund er oder sie möchte. Der Lautstärkepegel ist höher, aber nicht unangenehm – lebhaft eben. In der Grundschule dürfen die Kinder auch wirklich noch Kinder sein. Spiele lockern den Unterricht nicht nur auf, sondern bilden einen grundlegenden Teil des Unterrichtsgeschehens. Die Schüler haben die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen. Es gibt keine Druck- oder Stresssituationen.

Was definitiv auf der Strecke bleibt, ist die eigentliche Wissensvermittlung. Die Schüler lernen nur einen Bruchteil von dem, was deutsche Schüler in einer Unterrichtsstunde aufnehmen müssen. Hausaufgaben entfallen fast vollständig. Leider gab es auch nicht immer genug Material für alle. So mussten sich oft Kinder ein Heft teilen oder sogar ganz darauf verzichten, bei Texten mitlesen zu können. Soweit ich konnte, kaufe ich bereits während meiner Zeit auf Bali Unterrichtsmaterial für die Kids. Es tat mir einfach zu leid, dass teilweise 6 Kinder um ein einzelnes Heft kämpfen mussten. Genau dort bietet Euch unser Projekt die Möglichkeit, binnen Sekunden zu helfen. Einmalig oder dauerhaft spenden oder sogar Vereinsmitglied werden und uns langfristig unterstützen und Kindern eine Perspektive bieten. Klickt Euch rein und seid dabei! Ich freue mich über jeden, der einen Tag auf seinen Kaffee verzichten kann und stattdessen 2€ für eine unserer Partnerschulen auf Bali spendet. Ja, ich will helfen!

Hat euch der fünfte  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag, in dem ich mich dann mit der balinesischen Küche beschäftige.

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Zum dritten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann3

Zum vierten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann4

Liebe Grüße,

Daniel

Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“

Es ist jetzt genau 708 Tage her, dass ich die Insel der Götter das erste Mal betreten habe. Hätte ich diese Entscheidung damals nicht gefällt, könntet Ihr diesen Eintrag jetzt nicht lesen. Es gebe weder Balipockets.org, noch diesen Blog. Für mich ist es an der Zeit, meine Erlebnisse beginnend ab März 2015 revue passieren zu lassen. In diesem und den folgenden Blogeinträgen dieser Kategorie versuche ich Euch Teil haben zu lassen, an dem, was ich erleben durfte, wie zufällig es zu dieser Entscheidung kam und was ich bei meinen Aufenthalten auf Bali lernen konnte. Ich gebe Euch Einblicke in private Gedanken,  Momente des Glücks & der Trauer und beschreibe Situationen, die wohl jeder nur zu gut kennt. Ich freue mich über jeden, der sich die Zeit nimmt, diesen Blog zu lesen und sich vielleicht sogar mit mir in Verbindung setzt, um seine Gedanken und Meinung mit mir zu teilen. In welcher Regelmäßigkeit Blogeinträge veröffentlicht werden, kann ich Euch nicht sagen. Ich schreibe dann, wenn ich mich bereit fühle, den nächsten Schritt meiner „Bali-Story“ zu veröffentlichen; oder welche ehrliche Lebensabschnittsgeschichte wurde schon unter Druck veröffentlicht?

© Warner Bros.

Für viele von Euch ist die Situation sehr aktuell, für andere ist sie vielleicht gerade (wieder) etwas in die Ferne gerückt – der Start in einen neuen Lebensabschnitt. Die Entscheidung, wann man in einen neuen Teil seines Daseins auf Mutter Erde aufbricht, wird uns zumeist von Dritten abgenommen.

Sommer 2014: Es gibt Abiturzeugnisse. Der Wahnsinn, meins ist tatsächlich dabei und lässt sich sogar sehen. Abschlussprogramm, Zeugnisübergabe, Abiturball und auf geht’s zum Studium. Würde man mich heute fragen, wie es für mich nach der 12. Klasse weiterging würde ich sagen: „Naja, so das Übliche halt. Neue Stadt. Studieren. Irgendwas mit Medien“. Tatsächlich ging es für mich im August nach Salzgitter, um dann ab 01.10. den Studiengang „Logistik- und Informationsmanagement“ zu belegen (an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter-Calbecht). Umzug, die erste gemeinsame Wohnung mit meiner Freundin, Studium, „Studentenleben“. Kurzum: Kann ja nur gut werden. Weit gefehlt.

Das nicht immer alles so läuft, wie man sich das vorstellt, ist landläufig bekannt. Das Studium bot mir zu viel Freiraum, zu viel Zeit um Däumchen zu drehen. Arbeit musste her. Ein paar Wochen später dann stand ich zur (Sehr-)Frühschicht vor Depot 138 eines namhaften Paketdienstleisters. Vor der Uni nochmal ein paar Pakete ausladen. Kann ja nicht so schwer sein. Mal wieder: Weit gefehlt.

Ende November 2014: Die Entscheidung ist gefallen: Ich will (muss) hier weg. Studium 👎 Job 👎 und die Trennung von meiner Freundin. Ist man mit sich selbst unzufrieden, kann man auf Dauer keine gesunde Beziehung führen. Das musste ich schmerzlich lernen. Letztlich war die Trennung allerdings der Auslöser dafür, dass es Balipockets heute gibt. Dafür bin ich bis heute dankbar. So sind sie nun mal, die zwei Seiten der Medaille.

Februar 2015: Die frohe Kunde der Zusage für meinen Ausbildungsplatz als Fachinformatiker in Hannover erreicht mich. Es kann also am 01.09.2015 losgehen. Leider(?) liegen zwischen Februar und September noch einige Monate. Zeit, um wieder neue Kraft zu tanken. Nach einem längeren Gespräch mit einem guten Freund, der zu diesem Zeitpunkt bereits längere Zeit im Ausland war, fasste ich den Entschluss, meine letzten Geldreserven zu mobilisieren und einen längeren Auslandsaufenthalt zu machen. Ich brauchte einfach Zeit für mich.

Nun gibt es ja tausend verschiedene Möglichkeiten und Ziele, seinen Auslandsaufenthalt zu machen. Da kommen einem sofort die üblichen Verdächtigen in den Kopf: Work & Travel in Australien/Neuseeland, Au Pair in den USA oder Kanada oder mit dem Rucksack durch Vietnam. Von Anfang an war klar, dass ich nicht das machen werde, was gut ein Viertel des Abschlussjahrgangs damals schon angekündigt hatte (siehe „die üblichen Verdächtigen“). Ich wollte etwas erleben, wovon mir noch keiner meiner Bekannten erzählt hatte. Nach ein wenig Recherche wurde ich auf eine Agentur aufmerksam, die neben Work- & Travel-Unterstützung, Au Pair & Co. auch Freiwilligenarbeit anbot. Ein Telefonat sollte klären, was für mich in Frage kommt. Schnell kam das Gespräch auf Asien, nachdem ich ein wenig über meine Interessen und Ansichten gesprochen hatte. Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Nepal, Sri Lanka, Thailand, Vietnam. Warum genau meine Wahl auf Indonesien fiel, kann ich nicht sagen – Bauchgefühl. In Indonesien selbst hatte die Agentur nur ein Projekt: Freiwilligenarbeit auf Bali. Ich forderte also Infomaterial an und war begeistert von den geschilderten Möglichkeiten. Ich entschloss mich dazu, über einen Zeitraum von 12 Wochen Kindern auf Bali meine Unterstützung anzubieten. Der Grundstein für den wohl aufregendsten Abschnitt meines Lebens war gelegt.

Hat euch der erste Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag.

Liebe Grüße,

Daniel