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Schule auf Bali

Oft informieren wir Euch darüber, dass wir „Schulen auf Bali“ helfen. Doch wie sieht Schule auf Bali eigentlich aus? Wie funktioniert das Schulsystem dort? Unsere Praktikantin Maggy, die im Herbst 2018 auf der Insel war, hat sich einmal näher damit beschäftigt und berichtet aus ihrer (deutschen) Perspektive,  wie Schule dort funktioniert. Viel Spaß beim Lesen!

Kinder auf Bali können schon ab drei Jahren die sogenannte Preschool A (Vorschule/Kindergarten) besuchen, um spielerisch an das Lernen herangeführt zu werden. Dreimal pro Woche können die Kinder zusammenkommen, das ABC lernen, spielen und Spaß haben. Nicht alle Eltern halten das für nötig oder sinnvoll – der Besuch der Preschool ist optional. Zudem müssen die Eltern für die Kinder eine Uniform kaufen und 40.000 Rupiah im Monat bezahlen, dies entspricht etwas weniger als 2,50€. Etwa 1€ teurer ist die sich anschließende Preschool B. Die Preschool B ist für die vier- bis sechsjährige ausgelegt, man trifft sich sechs Mal pro Woche für zwei Stunden. Die Kinder fangen langsam an, schreiben zu lernen.

Verpflichtend ist die Schule auf Bali ab sechs Jahren. Im Alter zwischen sechs und zwölf wird die sogenannte “Elementary School“ (Grundschule) besucht. Darauf folgen jeweils drei Jahre in der “Junior Highschool“ und der “Senior Highschool“. Der Unterricht an sich kostet kein Geld, allerdings müssen Bücher, Uniformen und andere Materialien von den Familien selbst finanziert werden, was für einige Familien sehr schwer zu ermöglichen ist. Da man drei verschiedene Uniformen innerhalb der Woche braucht, geben die Eltern für alles insgesamt gut einmal 600.000 Rupiah bis 2 Millionen Rupiah aus – abhängig vom Alter der Kinder. Je älter man wird, desto mehr Bücher werden gebraucht und desto mehr Geld müssen die Eltern aufbringen.

Eine Klasse in der SDN 1 Peliatan

Die Dauer des Unterrichts ist, wie bei uns, stark vom Alter abhängig. Generell findet der Unterricht jedoch von Montag bis Samstag statt mit Ausnahme einiger Senior Highschools, die samstags keinen Unterricht haben. In der Elementary School haben die Kinder in der Regel von 8 Uhr bis 10:30 Uhr Unterricht, allerdings erscheinen sie schon gegen 7 Uhr oder 7:30 Uhr in der Schule, da sie die Aufgabe haben, sowohl die Klassenräume als auch die Toiletten zu putzen. Für uns Mitteleuropäer ist dies nahezu unvorstellbar. Nun, auf Bali ist das normal, ebenso wie gemeinsame Gebete in der Schule oder der Gang zum Tempel noch bevor der Unterricht beginnt. Auch hier ist wieder der hohe Stellenwert der Religion zu erkennen.

Ganz egal welche Schule man auf Bali besucht, Uniformen werden überall getragen! Von Montag bis Dienstag wird entweder rot, blau oder grau (je nach Alter) mit Weiß kombiniert. Mittwochs und Donnerstags trägt man in den meisten Schulen blau und/ oder Batik, Freitags und Samstag wird die sogenannte Pramuka getragen. Dies ist eine braune Uniform, in der häufig pfadfinderische Tätigkeiten erprobt oder an militärische Übungen erinnernde Märsche durchgeführt werden. Vor allem die Disziplin der Schülerinnen und Schüler soll so gestärkt werden.

Je älter die Schüler werden, desto länger wird auch der Unterricht. Anders als bei uns gibt es in der Junior Highschool aber eine dreistündige Mittagspause. Der Unterricht findet von 8 Uhr bis 12 Uhr und dann nochmal von 3 Uhr bis 5 Uhr statt. Hausaufgaben müssen anschließend noch erledigt werden.

Englisch wird auf Bali teils schon ab der ersten Klasse unterrichtet, allerdings nur in Städten. In Abhängigkeit von der Region kann der Englischunterricht auch erst in der zweiten oder dritten Klasse starten. Auf dem Dorf kommt es vor, dass Englisch erst ab der vierten Klasse unterrichtet wird, was natürlich ein Nachteil ist. Generell ähneln die Fächer denen, die auch wir hier in Deutschland kennen, abgesehen davon, dass man in Indonesisch und balinesisch unterrichtet wird und es keines Musikunterrichts bedarf. Dafür wird am Samstag Tanz unterrichtet. Ohnehin ist der Samstag generell eher spielerisch-spaßig gestaltet.

Ayu mit Schülern der SDN 1 Pejeng Kangin

Mit Eintritt in die Senior Highschool, also im Alter zwischen 15/16 und 18 Jahren, muss man sich auf einen bestimmten Bereich spezialisieren. Das kann beispielsweise Sprache, Wissenschaft, Engineering oder Technologie sein. Wählt man die Sprachspezialisierung, kann man zusätzlich noch Japanisch lernen; wählt man Wissenschaften, muss man sich vier Naturwissenschaften widmen usw.

Leider ist es den meisten Familien auf Bali finanziell nicht möglich, ihren Kindern einen höheren Abschluss als den der Senior Highschool zu ermöglichen. Die Möglichkeiten, die sich im Anschluss auftäten, wären zum einen der Besuch eins Colleges und zum anderen der Besuch der Universität, jedoch ist beides sehr teuer! Im College kann man innerhalb von 1 bis 3 Jahren ein sogenanntes “Diploma“ abschließen. Anschließend ist es noch immer möglich, die Universität zu besuchen, um einen Bachelor- bzw. Masterabschluss zu machen. An der Universität wird jedoch ein noch höheres Schulgeld als auf dem College verlangt. Inklusive Lebenshaltungskosten zahlt ein Student für ein vierjähriges Studium zwischen 60 und 70 Millionen Rupiah (dies entspricht etwa 3500-4100€) – für viele bleibt so der Besuch der Uni ein Wunschtraum… und auch wenn Mark Twain meinte, dass es wichtigeres im Leben gibt als die Schule, so steht Bildung auf der Liste der Dinge, die bedeutsam sind, um das Überleben zu sichern und darüber hinaus ein erfülltes Leben führen zu können, doch ganz weit oben und es lässt sich nur hoffen, dass der Türen zu guter Bildung zukünftig immer mehr jungen Menschen auf Bali offen stehen werden!

 

Maggy

 

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Dann informiert Euch auf unserer Website über die vielfältigen Möglichkeiten, wie auch Du mit nachhaltig helfen kannst!

Vier Wochen Balipockets

Jenaerin absolvierte im Herbst ein Praktikum bei uns.

Magdalene Graf, genannt Maggy, kam im Sommer mit dem Wunsch auf uns zu, unsere Arbeit vor Ort kennenzulernen. Nach einigen Bedenken, ob wir so etwas überhaupt schon „anbieten“ können, entschieden wir uns dafür, ihr ein Praktikum zu ermöglichen. Dies wurde nur möglich, da wir uns auf unsere lokalen Partner verlassen konnten. So konnte Maggy gemeinsam mit der Bali-Caring-Community Schulen besuchen und für uns scouten. Aber am allerwichtigsten für uns und Maggy war wieder Ayu. Gemeinsam waren die beiden Frauen für Balipockets unterwegs. Dabei dokumentierte Maggy ihre Arbeit sehr ausführlich, sodass wir nun einige neue Projektdossiers anlegen durften, die nun bearbeitet werden. Aber genug der Vorrede. Jetzt hat Maggy das Wort und blickt auf ihre Zeit auf Bali für uns zurück:

 

Noch bevor ich mein Praktikum bei Balipockets begann, meinte jemand kopfschüttelnd und grinsend zu mir: „Du machst Praktikum dort, wo andere Urlaub machen!”  Diesem Privileg war ich mir von Anfang an bewusst und trotzdem wird es mir jetzt, da ich seit einigen Wochen wieder in Deutschland bin und das Ganze mit etwas Abstand betrachten kann, vielleicht sogar nochmal bewusster! Gleichzeitig habe ich Bali nicht nur als Urlaubsland, sondern auch als ein Land mit vielen Baustellen kennengelernt. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen konnte und möchte die Zeit  in meinem Bericht noch einmal Revue passieren lassen.

Ganz besonders dankbar bin ich für die Zeit, die ich mit Ayu, der lokalen Projektkoordinatorin von Balipockets, verbringen konnte. Gemeinsam mit ihr habe ich ich bereits zwei Schulen besucht, die SDN 1 Pejeng Kangin und die SDN 1 Peliatan. Die Besuche stellten sich dank der Übersetzungen von Ayu als sehr unkompliziert heraus. (Keiner der Lehrer konnte gut Englisch sprechen, somit hätte ich das allein nie geschafft.) Wir wurden offen empfangen, durften uns alles anschauen und Fotos machen. Generell hatte ich den Eindruck, dass die von Balipockets bereitgestellten Materialien und Räume gut genutzt und wertgeschätzt werden. Dennoch haben die Schulen noch einzelne Schwachstellen, wie beispielsweise noch nicht renovierte Toiletten oder schimmelnde Decken. Eine Tatsache, mit der sich Balipockets vermutlich längst abgefunden hat, die mich aber immer wieder ärgerte und ärgert, ist die oft schlechte Unterstützung der Schulen seitens der Regierung. Ebenso ärgerten mich die starken Unterschiede in der Qualität der einzelnen Schulen, die auf eine sehr unausgewogene Unterstützung seitens der Regierung schließen lässt.

Maggy und Ayu in der SD Pejeng Kangin

Ein weiteres Highlight meines Praktikums war das Treffen mit dem Stipendiaten Nengah, sowie seiner Schwester und deren Freund. Zwar ist sein Englisch noch nicht sehr gut, dennoch war es schön, einen Eindruck von ihm und seinem Leben zu bekommen. Er hat ein wahnsinnig positives Lächeln, ist motiviert die Uni zu beginnen und hofft, eines Tages mal nach Deutschland kommen zu können. Dass er dankbar für die Möglichkeiten, die im Balipockets bietet, ist, steht außer Frage!

Innerhalb der letzten zwei Wochen habe ich insgesamt vier weitere Grundschulen (Elementary Schools), sowie drei Kindergärten besucht, noch eine Nacht in Ayus Dorf verbracht und bin der Kultur vermutlich nochmal ein Stückchen nähergekommen. Dazu beigetragen hat beispielsweise der Besuch der Heiligen Wasser “Tirta Empul”. Hier findet man eine Tempelanlage mit großen Wasserbecken, in denen sich Hindus mit Quellwasser nach ganz bestimmten Ritualen reinwaschen oder Wasser für Verstorbene holen. Ayu nahm mich mit zu diesem besonderen Ort und gemeinsam besuchten wir auch die Schulen “SDN 3 Pejeng Kangin” und die “SDN 4 Antiga”. Im Gegensatz zu den anderen Schulen, die ich besucht habe, hat Balipockets in der SDN 4 Antiga bislang kein Projekt durchgeführt. Ayu und ich hatten den Eindruck, dass die Schule schon gut ausgestattet ist, was wohl daran liegt, dass der Schulleiter sehr viele Leute mobilisiert, die ihn und die Schule unterstützen und dabei alle Mängel hervorhebt und akribisch dokumentiert. Meine Eindrücke und Fotos gab ich an das Balipockets-Team für eine “objektive Einschätzung von außen” weiter – inzwischen war Daniel selbst vor Ort und es wurde festgelegt, wie und mit welcher Summe die Schule sinnvoll unterstützt werden kann und sollte.

In der SDN Antiga

Der intensivste Tag war der 17.9.! Nicht nur, weil ich allein mit dem Scooter in den Westen Balis fuhr, sondern auch, weil Iluh, eine Freiwillige der Bali-Caring-Community, die mir zwei Schulen zeigen wollte, nur brüchig Englisch spricht. Eher zur Absicherung als in dem Glauben, dass ich es wirklich brauchen würde, ließ ich mir die essentiellsten Fragen für ein Gespräch vor Ort von Ayu auf Indonesisch übersetzen. Kaum angekommen stellte sich heraus, dass das ein Geistesblitz gewesen war! Wir besuchten zwei Schulen, die große Probleme mit den Toiletten haben und seit mehreren Jahren versuchen für die Renovierung Gelder von der Regierung zu bekommen – leider jedoch ohne Erfolg. In beiden Schulen wäre aus meiner Sicht umgehende Hilfe angebracht und notwendig. In der einen (SDN 3 Duda Utara) gibt es für über 140 Schülerinnen bloß eine Toilette und zwar ohne Klärgrube! Die andere Schule (SDN 3 Jungutan) besitzt zwei Toiletten für etwa 90 Schüler, jedoch ist das 20 Jahre alte Toilettengebäude in einem schlechten Zustand und es muss zum Spülen stets Regenwasser in die Toiletten getragen werden. Grundsätzlich hatte ich den Eindruck, dass auf Bali den Sanitäranlagen erschreckend wenig Bedeutsamkeit bzw. Mittel eingeräumt werden. Ich habe nur eine Schule entdeckt, die gute Toilettenanlagen aufzuweisen hatte und das war die SDN 4 Antiga.

Die Toilettenanlage der SDN Jungutan

Innerhalb der zweiten Hälfte meines Praktikums konnte ich außerdem noch einmal einen Einsatz der Bali-Caring-Community (der Kooperationspartner von Balipockets) begleiten. Wie schon bei meinem ersten Einsatz besuchten wir bedürftige Familien und/oder Einzelpersonen in abgeschiedenen Gebieten. Teils leben die Leute so abgeschieden, dass ihre Wohnungen nicht mit dem Auto, sondern nur zu Fuß oder mit dem Scooter zu erreichen sind. Diese Besuche führten mir erneut vor Augen, dass Bali eben nicht nur eine Urlaubsinsel ist, auch, wenn man Bali häufig mit Urlaub, Strand, Entspannung, Yoga und Co. assoziiert. Nicht nur auf dem Land leben Menschen, die um das Überleben kämpfen müssen.  Nebst den bewegenden Besuchen bei einzelnen Personen, standen auch Besuche von drei Vorschulen im Tagesprogramm der BCC. Generell können Kinder auf Bali schon sehr früh eine Vorschule besuchen und einige Stunden mit gleichaltrigen verbringen, sowie spielerisch erste Buchstaben und Zahlen lernen. Nicht immer halten die Eltern das für notwendig oder sinnvoll oder können es sich leisten. Verpflichtend ist die Schule erst ab der 1. Klasse. Wir besuchten drei dieser Vorschulen. Keine von ihnen hat ein eigenes Gebäude zum Unterrichten, daher müssen sie die Versammlungsräume der Gemeinden nutzen. Problematisch hinzu kommt außerdem, dass die LehrerInnen teils vollkommen unzureichend bezahlt werden (können). Die BCC brachte Geschenke zu den Kindern und versucht nun über die Website Sponsoren zu finden, die den Bau einer adäquaten Einrichtung unterstützen würden. Aus meiner Sicht leistet die Bali-Caring-Community auf Bali eine wunderbare Arbeit, denn sie versuchen und schaffen es, den Bedürftigsten zu helfen.

Maggy unterwegs mit der BCC

Neben meinen “Pflichten” im Praktikum hatte ich außerdem auch innerhalb der letzten zwei Wochen Zeit, durch Reisfelder zu schlendern, hinduistische Feste zu besuchen und mich im sogenannten “Yoga-Barn” in Yoga und Meditation zu üben, was ich sehr genoss. Aber was bleibt nun zurück nach sechs Wochen auf der “Insel der Götter”?

Ich gehe und würde eigentlich gerne bleiben! Im Laufe der Zeit habe ich mich auf der Insel immer mehr zu Hause gefühlt und so fiel der Abschied ganz schön schwer… ich werde vermissen, wie wohlwollend, offenherzig und hilfsbereit die Menschen sind – Eigenschaften, die in der Hektik und individuellen Zielstrebigkeit in Deutschland oft zu kurz kommen, die man sich aber, wenn irgendwie möglich, erhalten bzw. aneignen sollte!! Ich gehe und habe eine blumige, tanzende, betende und “Sarung” tragende neue Kultur und Religion kennengelernt, deren Rituale und Traditionen ich vermutlich nicht ansatzweise verstehe, aber schätze. Ich gehe mit einem Batzen neuer Eindrücke, von denen ich noch nicht weiß, wie ich mit einigen – sehr traurigen – umzugehen habe. Dazu gehört unter anderem der starke Kontrast zwischen Arm und Reich, der auf Bali auf so engem Raum stark deutlich wird. All das beweist aus meiner Sicht, dass Bali oft in das trügerische Licht der tollen Urlaubsinsel gerückt wird, die sie zwar ist, aber der Begriff “Urlaubsinsel” wird der Vielseitigkeit der Insel nicht gerecht!

 

Maggy und Ayu

 

Ich gehe und bin inspiriert von dem, was Freiwilligenarbeit, wie die von Balipockets oder der BCC, möglich macht und dem, was noch zu tun ist. Und ich gehe mit viel Dankbarkeit für das, was ich erleben durfte! Die Zeit war für mich persönlich in vielerlei Hinsicht sehr bereichernd und ich habe mein Bestes getan, die tolle Arbeit von Balipockets effizient zu unterstützen. Mein größter Dank gilt Ayu, Balis bester Lokal-Koordinatorin, die mich nicht nur unterstützt hat, sondern auch meine Freundin geworden ist! Ich danke der BCC dafür, dass ich sie mich auf ihre Einsätze mitgenommen und mich ins Team integriert haben und selbstverständlich Balipockets für all die Erfahrungen und Möglichkeiten, die mir Dank des Praktikums zuteil geworden sind. Vielen Dank für Euren Einsatz für die positiven Veränderungen im Leben von anderen Menschen – das ist etwas sehr Einzigartiges!

Maggy

 

 

Wir sind sehr stolz auf „unsere“ Maggy. Sie hat die Zeit und viele Hürden toll gemeistert und ihre Eigenständigkeit und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Demnächst werden wir uns mit ihr treffen und noch einmal im persönlichen Gespräch über ihre Erfahrungen zu reden. Gerade arbeiten wir daran, unser Angebot für Freiwilligenarbeit auf Bali zu definieren und strukturieren. Im nächsten Jahr könntest Du ja auf Maggy folgen, wie wäre das?  Infos dazu gibt es in Kürze. 

Maggys Praktikum in Bali

Seit zwei Wochen ist Maggy aus Jena als Praktikantin für uns auf Bali im Einsatz. Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

Bali, im Reiseführer beschrieben als die Insel der Götter, hat bei mir gemischte Eindrücke hinterlassen. Ich kam als Touri an und stürzte mich ganz klassisch in das Getümmel in Kuta und Canggu und klapperte den ein oder anderen Touristen-Hot-Spot ab, bevor ich mich der Arbeit in den Projekten von Balipockets widmete. Dadurch habe ich einen sehr zwiegespaltenen Blick auf Land und Leute bekommen. Bali ist etwa 64-mal kleiner als Deutschland und so prallen Unterschiede auf engstem Raum aufeinander. Zum einen kann man sich hier an großartigen und teils überfüllten Stränden verwöhnen und berieseln lassen. Es gibt Massagen zum (aus europäischer Sicht) Spottpreis und die Möglichkeit, sich nach Lust und Laune kulinarisch auszuprobieren. Außerdem könnte man die ganze Zeit mit tauchen, surfen, oder wandern verbringen. Zum anderen kann man aber auch abseits der Touristenpfade existenzbedrohende Armut finden. Menschen, die sich täglich im Fluss duschen müssen, weil sie zu Hause kein fließendes Wasser haben oder Personen, die so abgemagert sind, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten können, sind genauso Teil der “Insel der Götter“.

Leider wird das Keinem bewusst, der sich den ganzen Tag am Strand sonnt und Kokosnüsse leer schlürft, aber das wird wahrscheinlich auch selten gewollt. Ich wollte es jedoch unbedingt! Ich wollte hinter die dauerhaft-lächelnden Maskengesichter in Kuta und Co. schauen, die Kultur zumindest ein bisschen verstehen lernen und näher an die Leute herantreten, um in ehrlichere Gesichter zu schauen. Daher bin ich umso dankbarer für die Möglichkeiten und Einblicke, die sich mir dank des Praktikums bei Balipockets geboten werden!

Ganz besonders dankbar bin ich für die Zeit, die ich mit Ayu, der lokalen Projektkoordinatorin von Balipockets, verbringen konnte. Sie erzählte mir von den verschiedensten Göttern wie Vishnu, Brahma und Shiva, die in Bali bzw. im Hinduismus eine wichtige Rolle spielen. Sie zeigte mir, wie man Sweet-Tempe und leckeren Nasi Goreng zubereitet und wurde nicht müde, meine löchernden Fragen zu beantworten, mir bei Organisationsproblem zur Seite zu stehen oder den Versuch zu wagen, mir indonesische Wörter beizubringen, die leider auf wundersame Weise immer wieder aus meinem Kopf verschwinden. Besonders schön war die Zeit, die ich bei ihr zu Hause verbrachte. Ganz am Anfang meines Besuches durften meine Schwester, die zu diesem Zeitpunkt auch noch auf Bali war, und ich an einer Zeremonie in ihrem Dorf teilnehmen und wurden dafür traditionell eingekleidet. Später verbrachte ich eine Nacht in ihrem Haus, bei ihrer Familie. Sie nahm mich wie eine Schwester bei sich auf. Wir kochten gemeinsam, liefen am Morgen bei Sonnenaufgang durch das Dorf, schauten uns die Reisfelder und deren Anbau an, begutachteten diverse exotische Früchte und sie brachte mir bei wie man aus Kokospalmenblättern wunderbare Opfergaben für die Zeremonien bastelt. Ich denke, ich muss keinem Balipockets-Mitglied erklären, wie wertvoll Ayu für eure Arbeit ist. Dennoch möchte ich hervorheben, was für eine zuverlässige und engagierte Freiwillige und liebenswerte Person sie ist. Balipockets spielt in ihrem Leben eine wirklich große Rolle und sie ist definitiv ein Schatz für das Projekt und die Menschheit! : )

Maggy (links) und Ayu (rechts).

Gemeinsam mit ihr habe ich ich bereits zwei Schulen besucht, die SDN 1 Pejeng Kangin und die SDN 1 Peliatan. Die Besuche stellten sich dank der Übersetzungen von Ayu als sehr unkompliziert heraus. (Keiner der Lehrer konnte gut Englisch sprechen, somit hätte ich das allein nie geschafft.) Wir wurden offen empfangen, durften uns alles anschauen und Fotos machen. Generell hatte ich den Eindruck, dass die von Balipockets bereitgestellten Materialien und Räume gut genutzt und wertgeschätzt werden. Dennoch haben die Schulen noch einzelne Schwachstellen, wie beispielsweise noch nicht renovierte Toiletten oder schimmelnde Decken.

Eine Tatsache, mit der sich Balipockets vermutlich längst abgefunden hat, die mich aber immer wieder ärgerte und ärgert, ist die oft schlechte Unterstützung der Schulen seitens der Regierung. Die Schulen müssen bei der Regierung Anträge stellen, wenn sie etwas brauchen. Die Bearbeitung dieser Anträge kann jedoch ewig dauern und es ist nie klar, ob das Projekt am Ende unterstützt wird oder nicht bzw. mit welcher Summe. Es kommt vor, dass Schulen zwar Unterstützung erfahren, jedoch nicht genug Geld bekommen, um das ganze Projekt durchzuführen und zu einem anständigen Ende bringen zu können. Ebenso ärgerten mich die starken Unterschiede in der Qualität der einzelnen Schulen, die auf eine sehr unausgewogene Unterstützung seitens der Regierung schließen lässt. Durch einen Zufall bekam ich die Möglichkeit, eine Highschool in Denpasar zu besuchen. Diese Schule (SMAN 5 Denpasar) war kein Vergleich zu den Dorfschulen, die ich bisher gesehen hatte. Sie war groß, sauber und wahnsinnig gut ausgestattet. Es gab nicht nur einen Medizinraum, wie den, der von Balipockets in der SD 1 Pejeng Kangin gebaut worden war, sondern auch noch einen Ruheraum mit zwei Betten und eine Art Zahnarzt-Raum. Die Bibliothek war mit Computern ausgestattet, es gab mehr als genug Personal. Ganz offensichtlich scheint es also möglich zu sein, Schulen in Bali perfekt auszustatten, nur leider werden eben die Finanzen ungleich verteilt. Auch die Qualität der Bildung scheint in Dorf und Stadt stark zu differenzieren. Beispielsweise fängt man in der Stadt schon in der ersten Klasse mit dem Englischunterricht an, wohingegen er auf dem Dorf manchmal erst in der vierten beginnt. Chancengleichheit für die Zukunft der SchülerInnen kann so aus meiner Sicht nicht bzw. kaum gewährleistet werden.

Dass Ungleichheit auf Bali ein großes Thema ist, machten auch die beiden Einsätze mit der Bali-CaringCommunity deutlich. Aus meiner Sicht hat Balipockets mit der BCC einen großartigen Partner gewonnen! Den Leiter von der BCC, Bapak Kadek, habe ich als außergewöhnlich liebenswerten, ehrlichen und zuverlässigen Menschen kennengelernt. Mein Einsatz mit der BCC zur SDN 1 Duda Utara, ein medizinischen Check-up für die SchülerInnen der Klassen 1 bis 3 durchgeführt wurde und die Kids bespaßt wurden, war spannend, auch, wenn sich die Schule nicht für eine weitere Zusammenarbeit mit Balipockets eignet. Mein zweiter Ausflug mit der BCC war noch intensiver und bewegender, da wir arme Leute in ländlichen Gegenden besuchten. Viele leben in unfassbar armen Verhältnissen. Umso glücklicher bin ich in Anbetracht der großartigen Arbeit, die die BCC mehrmals im Monat leistet. Bei jedem Besuch bringen Sie etwas Geld und Nahrungsmittel vorbei, dokumentieren die aktuelle Situation, wenn sie sich entscheiden, der betroffenen Person längerfristige zu helfen und suchen anschließend Sponsoren. Auf der Webseite der BCC kann man dann alle Spenden und Aktivitäten transparent nachverfolgen. Erwähnen sollte man sicher auch, dass der Großteil der Bevölkerung Balis zwar in einfachen Verhältnissen lebt, aber zum Glück nicht am Hungertuch zu nagen hat!

Ein weiteres Highlight meines Praktikums war das Treffen mit dem Stipendiaten Nengah, sowie seiner Schwester und deren Freund. Zwar ist sein Englisch noch nicht sehr gut, dennoch war es schön, einen Eindruck von ihm und seinem Leben zu bekommen. Er hat ein wahnsinnig positives Lächeln, ist motiviert die Uni zu beginnen und hofft, eines Tages mal nach Deutschland kommen zu können. Dass er dankbar für die Möglichkeiten, die im Balipockets bietet, ist, steht außer Frage!

Maggy mit Nengah und dessen Schwester mit Freund

Ich persönlich habe das Gefühl, mich gut im Projekt eingefunden zu haben! Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die ich hier habe und genieße es, Freiwilligenarbeit mit dem Kennenlernen einer neuen Kultur und neuen Gepflogenheiten zu verbinden. Ich nehme mir auch Zeit für mich für Spaziergänge, Yoga und andere Ausflüge.  Ich genieße, die Freundlichkeit der Balinesen und werde vermutlich zu Hause in Deutschland nicht mehr verstehen, warum einen auf der Straße keiner anlächelt. Hier muss man sich nie Sorgen machen, sich nicht zurechtzufinden, denn immer wird einem Jemand helfen, wenn man mal verloren ist. Das beste Beispiel dafür war, als mir vier Männer augenblicklich halfen und mich versorgten als ich einmal mit dem Scooter ausgerutscht bin.

Für die verbleibende Zeit stehen noch der Besuch der SDN 3 Pejeng an, sowie ein Einsatz mit der BBC am 21.09. an, der uns u.a. zu einigen Kindergärten führen wird. Außerdem möchte ich mit Ayu noch zur SDN 4 Antiga fahren und mit einer Frau vom BCC zwei weitere Schulen besuchen. Wenn alles gut geht, können sich aus diesen Besuchen weitere Projekte für Balipockets entwickeln.

 

Herzliche Grüße und bis bald,

Maggy.

Die Kinder verabschieden sich von Ihrem Lehrer mit einem gemeinsamen Ohm Shanti, Shanti

Deutsche Familie lernt balinesischen Schulalltag kennen

Unser erster Blogeintrag in 2018 ist ein ganz besonderer. Im Sommer 2017 konnten wir erstmals einer deutschen Familie den direkten Besuch einer von Balipockets unterstützten Schule ermöglichen. Jonna, die Tochter der Familie hat einen eindrucksvollen Bericht über den balinesischen Schulalltag und hinduistische Bräuche für euch verfasst.

Viel Spaß beim Lesen!


Hallo, mein Name ist Jonna. Ich bin 8 Jahre alt und gehe zu der Blücherschule in Wiesbaden. Dank Balipokets hatte ich die Möglichkeit für ein paar Tage sowohl den Alltag einer balinesischen Familie kennenzulernen als auch mit meinen Eltern Unterricht für gleichaltrige Kinder mitzugestalten.

In Ubud wurden wir herzlich von Ayu, einer Mitarbeiterin von Balipokets in Empfang genommen. Ayu hat zwei Kinder und wohnt mit Ihren Schwiegereltern zusammen. Die Familie hält Schweine, Hühner und Vögel. Ayu ist wie die meisten Balinesen ein Hindu und hat uns gezeigt wie man kleine Opferschalen aus Kokosblättern herstellt. In die Opferschalen werden Blumen für verschiedene Gottheiten wie Brahma, Vishnu und Shiva gelegt. Die Opferschalen werden täglich an verschiedenen Orten im Haus aufgestellt. Natürlich in dem kleinen Tempel, den es in jedem Haus in Bali gibt, aber auch im Kinderzimmer und in der Küche.

Ayu hat uns auch eine kleine Führung durch den Ort, in dem sie wohnt, gegeben. Hier streunen viele Hunde herum. Die Hunde bellen. Aber man muss keine Angst vor ihnen haben. Um den Ort gibt es Felder, auf denen neben Reis, Obst und Gemüse angebaut wird. Wir haben Sträuche mit Sojabohnen und Kakaobäume entdeckt. Auch an den Feldern gibt es kleinere Tempel, die mit weißen und gelben Tüchern geschmückt sind.

Dann war es soweit. Wir haben balinesische Kinder in Englisch unterrichtet. Zusammen mit Ayu hatten wir uns vorher überlegt wie wir den Unterricht gestalten. Da ich und dieSchulkinder nur wenig Englisch sprechen, haben wir einfache Spiele gemacht. Damit es allen möglichst viel Spaß macht. Zuerst mussten sich die Kinder in einem Kreis aufstellen. Dann hat ein Kind seinen Namen gesagt und dann einem anderen Kind einen Ball zugeworfen, dass dann auch seinen Namen sagen musste ( Hello my name is …, what‘s your name…). So konnte ich die unterschiedlichen balinesischen Namen kennenlernen. In Bali ist es mit den Namen so: Das erste Kind heißt Wayan oder Putu (Mädchen Ni Lhu Putu), das zweite Kind heißt Kadek oder Made (egal ob Mädchen oder Junge), das dritte Komang und das vierte Ketut. Gibt es dann ein fünftes Kind, heißt das wieder Wayan bzw. Putu usw.. Zusätzlich haben die Kinder aber noch Rufnamen wie bei uns. Wenn wir auf unserer weiteren Reise nach unseren Namen gefragt wurden, haben wir uns daher mit unseren balinesischen Namen vorgestellt.

Um das Alphabet zu üben haben wir Galgenmännchen gespielt und um Zahlen zu üben Bingo. Die Schüler müssen eine Schuluniform tragen. Die Kinder besitzen verschiedene Uniformen. Eine normale und eine für feierliche Anlässe wie Vollmond. Dann werden vor allem von den Mädchen Sarongs getragen und die Jungs haben ein Udong (ein auf dem Kopf gebundenes Tuch) auf. Zum Sportunterricht haben sie eine Sport-Uniform. Jungs müssen kurze Haare haben. Mädchen, die lange Haare haben müssen diese als Zopf tragen. Die Kinder verabschieden sich von Ihrem Lehrer mit einem gemeinsamen Ohm Shanti, Shanti (d.h. Friede, Friede).

An einem Tag musste der Unterricht leider ausfallen, da an diesem Tag eine Beerdigung im Ort stattfand. Ayu hat uns zu dieser Zeremonie
mitgenommen. Anders als in Deutschland ist eine Beerdigung hier keine private, persönliche Zeremonie, sondern das ganze Dorf nimmt teil. In Bali können sich nur sehr reiche Leute eine eigene Beerdigung leisten. Normalerweise werden die Leute auf einem Friedhof begraben. Alle fünf Jahre findet dann die eigentliche Beerdigungs-Zeremonie statt. Teil der Zeremonie ist, dass die Verstorbenen früh am Morgen ausgegraben und deren Knochen gründlich gereinigt werden. Die Überbleibsel werden in eigens dafür hergestellten, reich geschmückten Figuren untergebracht. Die Figuren ähneln in der Regel Kühen. Im Hinduismus sind Kühe heilige Tiere. Aber die Familie eines Verstorbenen hat sich einen Elefanten mit Fischkörper gewünscht. Gegen Nachmittag werden die Figuren verbrannt. Die Asche wird dann in gelbe Kokosnüsse gefüllt, die dann im Meer ausgestreut werden. So dass der Verstorbene überall ist, im Boden, wo er beerdigt wurde, in der Luft durch die Verbrennung und im Meer, wo die Asche ausgestreut wird.

Ich glaube, ich habe mindestens genauso viel gelernt wie die Schüler in der Klasse. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden und daher möchte ich mich herzlich bei Ayu aber auch bei Daniel von
Balipokets bedanken, die unseren Aufenthalt vor Ort möglich gemacht haben.

 

Alles Liebe Eure Jonna

Nennt man das noch „Freiwilligenarbeit“ ?

Hallo liebe Leser! Ich hatte ja bereits angekündigt, dass ich mich gern noch einmal intensiv mit dem Thema Freiwilligenarbeit auseinander setzen und meinen Eindruck schildern möchte. Wer von Euch plant, in naher oder ferner Zukunft ins Ausland zu gehen, dem Lege ich sehr ans Herz, die folgenden Zeilen zu lesen. Wie immer könnt Ihr mir bei Fragen gern private Nachrichten via Facebook oder per Mail schreiben. Sofern es die Zeit zulässt, stehe ich auch via Skype und Telefon beratend zur Seite. Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen!

Sucht man „Freiwilligenarbeit“ bei Google, dann bemerkt man schnell, dass der Markt riesig ist. Denn eins ist klar: Volunteering ist ein gut funktionierendes Geschäftsmodell. Agenturen laufen sich die Top-Suchergebnisse mit dauerhaften Anzeigen ab. Welches Angebot seriös ist, lässt sich auf Anhieb nicht erkennen. Die Preise und Pakete unterscheiden sich deutlich in ihren Formulierungen und Inhalten – aber was verbirgt sich dahinter? Bekomme ich Hilfe vor Ort? Was ist mit einem Visum? Bezahle ich die Flüge selbst, obwohl mein Programm schon mehrere tausend Euro kostet?

Unter Volunteering verstehen die meisten schlichtweg kostenlose Unterstützung ohne direkte Gegenleistung. Es ist üblich, für ehrenamtliche Helfer Bett & Mahlzeiten zu stellen. Soweit die Theorie. Ich hatte das Glück mit vielen Volunteers sprechen zu können, die bereits verschiedenste Programme absolviert haben. Hoffentlich könnt Ihr von meinen Erfahrungen profitieren.

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Freiwilligenarbeitsmodelle:

  1. gewinnorientierte Agenturen
  2. gemeinnützige Initiativen
  3. vollständige Eigeninitiative

Jedes Modell hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile. Je nachdem, wie viel man sich selbst zutraut, rutscht man einen Schritt weiter die Liste runter. Meinen Freiwilligendienst habe ich über eine gewinnorientierte Agentur abgewickelt, deren Namen ich hier nicht veröffentlichen darf. Für mich lagen die Vorteile klar auf der Hand: Ich zahle verhältnismäßig viel, bekomme dafür aber viel Hilfe. Soweit natürlich nur wieder die Theorie. Es war mein erster Auslandsaufenthalt dieser Art, deswegen dachte ich, es wäre gut, wenn ich vor Ort einen Ansprechpartner habe und auch in Deutschland jemanden, der mir bei der Planung unter die Arme greift.

Effektiv beschränkte sich der Support darauf, dass ich einen Platz im Volontärshaus, 3 Stunden Indonesisch-Unterricht und einen Ansprechpartner vor Ort hatte. Die Story mit dem Visum kennt Ihr bereits aus einem vorherigen Blogeintrag. Nur so viel: ein Visum hatte ich bis zu meiner Ankunft am Flughafen nicht. Für einen 4-stelligen Betrag hatte ich einfach mehr erwartet. Pauschal kann ich gewinnorientierte Agenturen nicht kritisieren und das möchte ich an dieser Stelle auch nicht. Aber ich kann Euch sagen, dass meine Erfahrungen miserabel sind und ich keine Empfehlung aussprechen kann. Der Gedanke, Gewinn aus Freiwilligenarbeit zu schlagen, ist zudem etwas fragwürdig. Oder?

Möglichkeit 2: Freiwilligenarbeit über gemeinnützige Initiativen. Da vom Finanzamt als gemeinnützig eingestufte Organisationen sich dazu verpflichten, keine eigenwirtschaftlichen Ziele zu verfolgen, seid Ihr schon mal auf der sicheren Seite. Ihr zahlt nur für das, was wirklich nötig ist. Niemand verdient an Eurem ehrenamtlichen Einsatz. Dafür müsst Ihr aber einiges selbst in die Hand nehmen. Bewusst. Denn vor Ort werdet Ihr noch oft genug ins kalte Wasser geschmissen und müsst jedesmal selbst ran. Mir persönlich macht es Spaß, Aufenthalte und Reisen zu planen. Aber nur soweit, dass ich beruhigt aufbrechen und dann alles auf mich zukommen lassen kann.

Wie erkenne ich gemeinnützige Initiativen? Ein Blick ins Impressum verrät meistens die Unternehmensform und enthält zusätzlich den Hinweis „Non-Profit-Organisation“ oder „gemeinnützig“. Zusätzlich ist es immer von Vorteil, Erfahrungsberichte zu lesen und mit ehemaligen Programmteilnehmern zu sprechen, bevor man sich entscheidet.

Für alle, die gern jemanden an der Hand haben wollen, aber trotzdem in Eigeninitiative helfen möchten, denen lege ich diese Form der Freiwilligenarbeit ans Herz. Wir bieten zukünftig genau diese Form der Freiwilligenarbeit an. Momentan arbeiten wir aber noch an der Logistik. Der Prozess wird sich auch noch über einige Monate hinziehen. Denn wir wollen den Volunteers auch die Erfahrung möglich machen, die sie sich vorgestellt haben. Mit einer möglichst geringen Selbstbeteiligung.

Möglichkeit 3: Freiwilligenarbeit in Eigeninitiative. Der Name ist Programm. Empfehlenswert für alle, die schon Auslandserfahrungen gemacht haben. Ihr plant alles selbst und habt keine Absicherung. Diese Form ist vor allem in Thailand, Malaysia, Vietnam und anderen asiatischen Ländern bekannt. Schulen suchen mehr oder weniger aktiv nach Freiwilligen. Vor allem für den Englischunterricht. Im Gegenzug erhaltet Ihr eine Unterkunft und/oder Mahlzeiten. Diese Möglichkeit ist der Weg, um die intensivsten Erfahrungen zu machen. Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen die Volunteers schamlos ausgenutzt wurden. Es gibt eben niemanden, der die Hand über Euren Aufenthalt hält. Deswegen empfehle ich Euch, einen Freund oder eine Freundin als Reisebegleiter einzupacken, solange er/sie auch begeistert von der Idee ist!

Ja, es gibt noch weiter Formen. Mischformen. Vermittler. Aber diese drei sind die bekanntesten Modelle und finden sich in allen Ländern der Welt wieder. Ich hoffe, Ihr konntet für Eure geplante Reise etwas mitnehmen. Bei Fragen stehe ich Euch gern zur Seite!

Wollt Ihr Eure Erfahrungen auf Bali mit der Welt teilen, habt aber keine Plattform dafür? Habt ihr vielleicht selbst sogar als Volunteer vor Ort geholfen? Ihr seid eingeladen, Eure Erfahrungen in einem Gastbeitrag auf diesem Blog niederzuschreiben. Schreibt mir einfach eine kurze Mail mit Infos über Eure Person und Euer Thema an: [email protected] !

 

Liebe Grüße,

Daniel

„Balipockets“ – vom Traum zum Beruf

Die Sonne strahlt durch mein Fenster. Die Tage werden länger. Ich habe richtig Lust zu schreiben. Macht Euch Euer liebstes Heiß- oder Kaltgetränk und bringt heute 5 Minuten mehr mit, um durch diesen Blogeintrag zu lesen 🙂 In den folgenden Zeilen geht es um genau das, was viele von Euch noch suchen oder zum Glück bereits gefunden haben: Erfüllung. Passion für den Beruf, mit dem der Lebensunterhalt verdient werden kann.

Nach dem Schulabschluss habe ich mich gefragt: Was kann ich gut? Was kann ich besser als andere? Was macht mir Spaß? Die Antwort: Ich habe keine Ahnung. So oder so ähnlich geht es vielen, vielen jungen Erwachsenen. Auch später im Leben orientieren sich immer mehr Menschen  noch einmal um. Eine 180°-Wende. Vom Pädagogen zum Versicherungsmakler. Warum auch nicht? Wie oft habe ich Diskussionen zu diesem Thema mit mir selbst oder mit engen Freunden geführt. Was soll ich machen? Kann ich damit Geld verdienen?

Momentan bin ich Azubi. Fachinformatiker. IT ist mein Ding. Trotzdem bin ich mir nicht 100%ig sicher, ob ich in 10 Jahren an einem Schreibtisch sitze und Server konfiguriere. Eigentlich habe ich da an etwas anderes gedacht.

Kommen wir zum Punkt. Mein Traum, ein eigenes soziales Projekt zu starten und meine ganze Kraft Vollzeit in das Projekt zu stecken ist zum Greifen nah. Angefangen mit einer simplen Idee im September ’15: Ich fliege nochmal nach Bali und frage Freunde und Bekannte, ob sie mir Geld mit auf den Weg geben, so dass ich vor Ort helfen kann. Kaum habe ich angefangen davon zu erzählen, waren die Leute begeistert. Also suchte ich mir einen Weg, Spenden online zu sammeln, so dass auch andere Personen auf meine Idee aufmerksam werden. Projektname, Logo, ein kleines Konzept – fertig. Dieses kleine Projekt „Balipockets“ ist seit dem 30.01.2016 mein täglicher Begleiter. Es vergeht kaum eine Stunde, in der ich nicht an neuen Ideen arbeite und mir überlege, wie ich das Projekt voranbringen kann.

Schon lange arbeite ich nicht mehr allein an dem Projekt. Dafür ist das Arbeitspensum einfach zu groß. Das gesamte Team steckt unendlich viel Arbeit in unseren gemeinsamen Traum. In der Freizeit. Ehrenamtlich. Neben Uni und Beruf. Bei jeder Skype-Konferenz freue ich mich riesig über jeden, der dabei ist und einfach richtig Bock hat, etwas zu bewegen! Ich habe genau das gefunden, was mir Freude bereitet. Mein Herz und meine Seele hängen genauso an dem Projekt wie viele schlaflose Nächte nach Rückschlägen und durchgearbeiteten Tagen bei großen Herausforderungen. Und genau deswegen kann ich heute mit Stolz auf das zurückschauen, was das Balipockets-Team zusammen erreicht hat. Und wir fangen gerade erst an.

 

Beinahe täglich gehe ich durch die wenigen Aufnahmen aus dem ersten Projektjahr (2016) und manchmal überwältigen mich die Gefühle. Nicht viele können sich vorstellen, an meiner Stelle vor Ort zu sein. Viele Nachrichten haben mich schon erreicht und ermutigt weiter zu machen und am Ball zu bleiben. Momente, wie der im Bild, motivieren mich weiter. Gegen Ende meines Aufenthaltes auf Bali im Sommer 2016 machte ich mich auf den Weg mit meinem engsten balinesischen Freund und einem Polizisten, um einer Familie am Rande der Armut, abgeschnitten vom Rest der Gesellschaft, meine Unterstützung anzubieten. Wir kauften von Euren Spenden Lebensmittel, Kochgeschirr und Dinge des täglichen Bedarfs. Bei dem Gedanken an die Zeit bei der Familie und an den Moment, als die Familie realisierte, dass ihnen geholfen wird, habe ich jedes mal wieder einen Kloß im Hals.

Seit dem 18.06.2016 wird Balipockets durch den Balipockets e.V. getragen. Ein gemeinnütziger Verein, gegründet von 6 Freunden und mir, die sich bis heute ehrenamtlich für das Projekt engagieren und ihre Freizeit dafür opfern, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Jetzt haben wir das Projekt auf die nächste Stufe gehoben und uns Ziele gesetzt, auf die wir hinarbeiten wollen. Uns erwarten hunderte Stunden Arbeit, um die Logistik aufzubauen und alles in die Tat umzusetzen, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Über unsere neuen Ziele habe ich im letzten Blogeintrag berichtet. Mehr dazu findet ihr auch auf unserer Website.

Zurück zur Überschrift: „Balipockets“ – vom Traum zum Beruf. Mittlerweile sehe ich Balipockets bereits als meinen Beruf an. Nach meiner regulären Arbeit fließen täglich weitere Stunden in das Projekt. Es fühlt sich an, als hätte ich 2 Vollzeitberufe. Klar macht es auch mal weniger Spaß und manchmal würde ich mich auch gern mal einer anderen Sache widmen. Vieles kommt zu kurz, seit ich an dem Projekt arbeite. Aber so ist das eben. Von nichts kommt nichts. Meine engsten Freunde verstehen genau, warum ich seit Ende 2015 immer weniger Zeit für Sie habe. Trotzdem stärken sie mir täglich den Rücken. Viele Stunden Sprachnachrichten über anstehende Herausforderungen und scheinbar unlösbare Probleme musstet ihr schon über Euch ergehen lassen. Danke an Euch alle, dass ihr Euch Zeit für mich nehmt.

Tatsächlich sind einige meiner Freunde mittlerweile im Balipockets-Team und auch gefesselt von der Vision. Mehr Aufgaben erfordern mehr Zeit. Mehr ehrenamtliche Helfer. Mehr Koordination. Im Sommer 2018 bin ich fertig mit meiner Ausbildung und am liebsten würde ich dann den Schritt wagen, und Vollzeit für das Projekt arbeiten. Natürlich weiß ich, dass das Stand heute auf keinen Fall möglich sein wird. Der Balipockets e.V. hat noch zu wenig Unterstützer. Unsere großen Vorbilder Kiva & Viva con Agua haben diesen Schritt geschafft. Neben ehrenamtlichen Helfern arbeiten auch Festangestellte in Vollzeit für die Projekte. Bezahlt werden Sie durch Mitgliedsbeiträge.

70% der Mitgliedsbeiträge des Balipockets e.V. verwenden wir ausschließlich für die Umsetzung der Projektziele vor Ort. So haben wir noch mehr Power und können bewegen, was allein durch Einzelspenden nicht möglich wäre. Mit den verbleibenden 30% können wir aktuell noch nicht kostendeckend arbeiten. Es fehlt uns an langfristigen Unterstützern. Wenn Du monatlich 5€ für unsere Vision aufbringen kannst, wären wir Dir unendlich dankbar. Du zauberst nicht nur uns, sondern ganzen Familien, Kindern und Jugendlichen ein Lächeln aufs Gesicht. Es dauert 1 Minute Mitglied zu werden. Egal ob Du gerade mit dem Smartphone unterwegs bist oder an Deinem Laptop sitzt. Bist du dabei?

Ja, ich will helfen!

Danke für Deine Unterstützung!

Die allerbesten Grüße

Daniel

Wie alles begann #7: „Mit 120km/h auf dem Zweirad“

STOPP! Hast Du die vorherigen Beiträge  noch nicht gelesen? Dann hol das am besten nach! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 20  Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)
  • 3. Eintrag (Wie alles begann #3: „Der erste Dämpfer“)
  • 4. Eintrag (Wie alles begann #4: „Andere Länder, andere Sitten.“)
  • 5. Eintrag (Wie alles begann #5: „Der erste Schultag“)
  • 6. Eintrag (Wie alles begann #6: „Schlemmen auf der Insel der Götter“)

Hallo Du! Ich freue mich, dass Du vorbeischaust. Der heutige Blogeintrag dreht sich rund um das beliebteste Fortbewegungsmittel auf der Insel der Götter.

 

In den letzten Tagen habe ich in meiner Freizeit ausschließlich am neuen Balipockets-Konzept  gearbeitet. Zeit für einen Blogeintrag finde ich genau jetzt, am Sonntag um 16:30 Uhr. In zwei Stunden steht bereits das nächste Team-Meeting an. Momentan bewegt sich einiges hinter den Kulissen. Eine Übersicht über die zukünftigen Projektinhalte findet ihr hier: Balipockets.org – Was ist Balipockets? Bleibt gespannt. Wir halten Euch auf allen Kanälen und natürlich auch hier auf dem Laufenden.

Vor Reiseantritt fiel einmal das Thema „Fortbewegung auf der Insel“. In YouTube-Videos hatte ich das rege Treiben auf den Straßen Balis verfolgt und war mir sicher, dass ich für diese drei Monate keinen internationalen Führerschein beantragen werde. Ich komme schon von A nach B. Schließlich habe ich ja über eine Agentur gebucht. Die kümmern sich um mich. Tja, Naivität hätte zu der Zeit wohl mein zweiter Vorname sein können. Keine 3 Tage auf der Insel und mir war klar: Ohne Scooter geht nichts. Hendra und Komang befürworten es grundsätzlich nicht, wenn Projektteilnehmer sich einen eigenen Scooter mieten. Nichts desto trotz hat quasi jeder, der sich länger als 2 Wochen auf der Insel aufhält einen eigenen Roller.

Meine Erfahrungen im Bereich der motorisierten Zweiräder beschränkten sich darauf, dass ich einmal als Beifahrer auf einem Moped gesessen habe. Auto fahre ich sehr gern. Offen für Neues bin ich auch immer. Also los: einen Roller mieten. Erstmal für einen Monat.

Die Preise für das Ausleihen eines Rollers sind moderat. Nach guten Verhandlungen schwanken die Kosten für einen ordentlichen Scooter zwischen  600.000 und 1.000.000 Rupiah (40-70€) pro Monat. Je nach Mietdauer können die Preise aber auch deutlich höher sein. Trotzdem: verglichen mit deutschen Mietpreisen sind die Gebühren auf Bali ein Scherz. Eine Tankfüllung umfasst circa 5 Liter Benzin je nach Modell. Das reicht für 150-200KM. Mehr als genug. Tankstellen gibt es viele.  Locals bieten vorab abgefülltes Benzin entlang der Straße an. Die Benzinpreise sind sehr niedrig. Rundum: ein Scooter ist ein perfektes, wenn nicht das einzig wirklich gute Fortbewegungsmittel  auf der Insel der Götter.

Für das Ausleihen braucht man in der Regel weder einen Pfand, noch einen gültigen Führerschein. Ich hatte bedenken, ohne einen gültigen internationalen Führerschein zu mieten. Keine Sorge. Für die Händler zählt nur, dass der Preis stimmt. Mein erster Scooter wurde ein Honda Vario 125.

Sophie gab mir eine Fahrstunde ganz in der Nähe der SD N 1 Peliatan. Nach einer halben Stunde  ging es dann auf die Straße und zurück zum Volontärshaus. Ich war ziemlich aufgeregt. Linksverkehr, keine Verkehrsregeln, keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Nach circa 2 Kilometern war ich wieder an der Volontärsunterkunft. Fazit: Scooter-Fahren macht einfach nur Spaß! An den Straßenverkehr gewöhnt man sich mit der Zeit. Die Kulissen entlang der Straße sind atemberaubend schön. Sogar die Autobahn entlang des Meeres kann man mit dem Roller befahren. Immerhin schafft man circa 120 km/h mit  Rückenwind.

Von diesem Tag an stand der Roller keinen Tag mehr still. Plötzlich steht  Dir die ganze Insel offen.  Jeden Tag konnte ich neue Gegenden erkunden. Aber: So schön das Fahren ist, so gefährlich ist der Umstand, dass viele Kinder und Fahranfänger einfach auf die Straße gelassen werden. Kontrollen gibt es zwar, aber die Konsequenzen sind völlig belanglos. Ich konnte mich nur aus einer einzelnen Kontrolle nicht rausreden und musste eine Strafe von 7€ zahlen. Mein Vergehen? Fahren ohne gültigen Führerschein. Ich besitze zwar den deutschen Führerschein der Klasse B, aber auf Bali hat dieser keine Gültigkeit. In Deutschland ist jedem bekannt, mit welchen Strafen man bei diesem Vergehen rechnen muss.

 

Leider wurde ich auch Zeuge einiger Unfälle im Zusammenhang mit Scootern. Ich selbst hatte „nur“ einen Unfall kurz vor Ende meines Aufenthalts auf der Insel. Regen. Schlagloch. Kurve. Ihr könnt Euch vorstellen, was passiert ist. Zum Glück blieb es bei Schürfwunden und zerrissener Kleidung. Ab und an fuhren wir in Kolonne mit den anderen Freiwilligen. Dort passierten gleich mehrere Unfälle. Ein paar davon endeten damit, dass wir den Rest des Tages im Krankenhaus verbracht haben. An dieser Stelle möchte ich aber keine weiteren Details veröffentlichen. Zum Schutz der betroffenen Personen. Nicht jeder ist damit einverstanden, sein Leben mit der ganzen Welt zu teilen. Vor allem nicht in solchen Situationen. So viel aber sei gesagt: es blieb bei gebrochenen Knochen.

Die schockierendste  Erfahrung steckt mir bis heute in den Knochen. Während eines starken Regenfalls in Ubud wurde ich Zeuge eines tödlichen Unfalls auf einer Kreuzung. Der Fahrer trug keinen Helm. Auch wenn es verlockend scheint und viele Locals ohne Helm fahren, besteht eine Helmpflicht – und das aus gutem Grund! Solltet Ihr also selbst einmal in Erwägung ziehen, ohne Helm zu fahren, dann erinnert Euch an diesen Blogeintrag. Auch bei geringen Geschwindigkeiten können z.B. Schlaglöcher oder herumlaufende Hunde der Grund für einen Unfall sein.

Einen umfassenden Blog-Beitrag zum Thema Roller fahren findet Ihr auch bei unseren Freunden von  trips-4-lovers:  balpo.me/tipps-zum-roller-fahren


Habt ihr etwas zum Thema Roller fahren zu berichten? Wollt Ihr Eure Erfahrungen auf Bali mit der Welt teilen, habt aber keine Plattform dafür? Habt ihr vielleicht selbst sogar als Volunteer vor Ort geholfen? Ihr seid eingeladen, Eure Erfahrungen in einem Gastbeitrag auf diesem Blog niederzuschreiben. Schreibt mir einfach eine kurze Mail mit Infos über Eure Person und Euer Thema an: [email protected] !

Hat euch der siebte  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag!

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Zum dritten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann3

Zum vierten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann4

Zum fünften  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann5

Zum sechsten Eintrag:

http://balpo.me/wieallesbegann6

Liebe Grüße,

Daniel

Wie alles begann #6: „Schlemmen auf der Insel der Götter“

STOPP! Hast Du die vorherigen Beiträge  noch nicht gelesen? Dann hol das am besten nach! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 20 Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)
  • 3. Eintrag (Wie alles begann #3: „Der erste Dämpfer“)
  • 4. Eintrag (Wie alles begann #4: „Andere Länder, andere Sitten.“)
  • 5. Eintrag (Wie alles begann #5: „Der erste Schultag“)

Hallo Du! Ich freue mich, dass Du vorbeischaust. Der heutige Blogeintrag dreht sich rund um alle Köstlichkeiten (und den damit verbundenen Gefahren) auf der Insel der Götter.

Nasi Padang (Reis mit versch. Gemüse, Fisch und Fleisch)

Die balinesische Küche unterscheidet sich grundsätzlich von der Deutschen. Das fällt nicht nur rein optisch auf, sondern ist einige Minuten  nach dem Verzehr einer Mahlzeit auch meist im Magen-Darm-Trakt sehr gut spürbar.  Während der ersten 2 Wochen auf der Insel musste ich fast täglich auf Kohletabletten und eine möglichst kurze Wegstrecke zur nächsten Toilette zurückgreifen.  Ich bin allerdings auch jemand, der immer sofort alles ausprobieren muss. Wer einen längeren Aufenthalt abseits von Hotels und Resorts plant, sollte seinen Magen ganz langsam an die neuen Speisen gewöhnen: anderes Land – andere Bakterien.

Entgegen meiner anfänglichen Erwartungen ist die durchschnittliche Mahlzeit auf der Insel der Götter weder gesund noch  besonders leicht. Die Hauptzutaten jeder Speise sind Kohlenhydrate und reichlich Fett.  Gekocht und gegessen wird auf der Straße. Sogenannte „Warungs“ (mobiler oder stationärer Straßenverkauf von Lebensmitteln) sind der Mittelpunkt der balinesischen Esskultur. Bei 30°C ist es nicht möglich alle Gerichte  à la minute zuzubereiten oder ausreichend zu kühlen, deswegen werden die Speisen gegart (fast ausschließlich frittiert) und vor dem Verzehr entweder  noch einmal erhitzt oder regelmäßig durch wischende Handbewegungen von Fliegen und anderen Insekten befreit. In der halboffenen Auslage der Warungs werden die Speisen präsentiert. Der Gast sucht sich aus, welche Gerichte er in welcher Menge kaufen möchte.

 

typische Auslage in einem Warung

Das viele Öl hat zur Folge, dass in Indonesien mit fortgeschrittenem Alter vermehrt schwere Lebererkrankungen auftreten. Sichtbar wird das durch die gelbliche Färbung der Augen fast aller Inselbewohner im Alter von 45+ Jahren. Auch Trinkwasser sollte nur in Flaschen gekauft und unter keinen Umständen aus der Leitung verwendet werden. Anfangs habe ich sogar beim Zähne putzen Wasser aus der Flasche genommen. Für meine Begriffe ist das allerdings etwas übertrieben. Literweise solltet Ihr Leitungswasser  allerdings nicht konsumieren. Weg von den Schattenseiten und auf in das kulinarische Paradies der Insel!

 

Saté (über Holzkohle gegrillte Fleischspieße)

Meine ungeschlagene Nummer 1: Saté Ayam mit Sambal pecel. Nichts weiter als ein gut gewürzter  Hähnchenspieß mit einer scharfen Erdnusssauce. Serviert mit Reis oder pur. Perfekt für unterwegs. Beim Erklimmen des höchsten Vulkans der Insel hatte ich auf Empfehlung der Locals Sate kambing (Ziegenfleisch-Spieße) zur Stärkung dabei. Dem Aufstieg auf den Gunung Agung (3.031m) widme ich einen späteren Blog-Artikel. So schnell bekommt mich nämlich keiner mehr auf diesen Vulkan!  Nasi Campur (orig. Nasi Padang) bildet das weit verbreitetste Gericht der Insel (Bild siehe oben). An jeder Straßenecke, in jedem Restaurant oder in den heimischen Küchen trifft man immer auf Nasi Campur. Der Grund: Nasi Campur (gemischter Reis) kann alles sein. Gemüse (Spinat, Kohl, Bohnen, Gurken,..), Eier, Fleisch (meist gezupft oder am Knochen), Fisch oder  alles zusammen. Hauptsache: gekochter Reis bildet einen Teil des Gerichts.  Dazu wird ein hausgemachter Sambal (scharfe Sauce auf Chilli-Basis) gereicht. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass ich mindestens jeden zweiten Tag  Nasi Campur gegessen habe.

Preise

Eine Portion Nasi Campur kostet auf der Straße (inkl. Sitzplatz, Teller, Besteck) zwischen 8.000 und 32.000 Rupiah (60 Cent – 2,40€).  Die angebotenen Portionen machen auch durchaus satt. Mit diesen Preisen kann kein deutscher Imbiss mithalten: Fleisch, Gemüse und Beilage für ca. 1€ ! Auch für die Einheimischen ist das Essen auf der Straße erschwinglich. Deswegen sind Warungs ein super Ort, um mit Locals ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich könnt ihr den Besitzern des Warungs mit einem kleinen Trinkgeld eine riesen Freude machen. Denn die Arbeit in den Warungs ist schweißtreibend und wirft nicht viel Gewinn ab. Über ein Trinkgeld von 5€ freuen sich die Inhaber noch am nächsten Tag. Bei 30°C dürfen kalte Getränke natürlich nicht fehlen. Diese sind meist für einen Obolus  von  30 oder 40 Cent zu haben.

Getränke und weitere Spezialitäten

Es Jeruk

Es gibt nur einige wenige spezielle Getränke auf der Insel. Es Jeruk (Orangensaft, Eis, Zuckersirup) und  Es Teh (Eistee) sind am weitesten verbreitet. Über alkoholische Getränke habe ich schon in meinem  vierten Blogeintrag berichtet. Was an Getränken fehlt, machen die Speisen wieder  wett. Die außerhalb der Insel bekanntesten Gerichte sind sicherlich Nasi Goreng (frittierter Reis) und Mie Goreng (frittierte Nudeln). Beide Gerichte gibt es in Deutschland in jedem Tiefkühlregal als Fertiggericht. Kennt man das Original, dann wird schnell klar, dass diese „Fertigtüten“  nichts mit dem  eigentlichen Gericht zu tun haben.  In Kombination mit Reis gibt es weiterhin verschiedenste Köstlichkeiten. Hier wäre Nasi Ayam (Reis mit Hähnchen) der bekannteste Vertreter. Als Delikatesse zählen weiterhin Ayam Betutu  (mind. 24h in Bananenblättern gegartes Hähnchen) und Bebek Betutu (mind. 24h in Bananenblättern gegarte Ente) zu den beliebtesten Gerichten. Ein absolutes No-Go für mich:  Babi Guling (Schweinefleischvariationen). Haut, Blutwurst und Innereien auf einem Teller mit stark gewürztem Reis. Einfach nicht mein Fall. Dennoch ein sehr beliebtes Gericht (auch unter Touristen).

© bali-indonesia.com, Babi Guling

Vegetarier und Veganer kommen auf der Insel der Götter auch auf Ihre Kosten. Tofu und  Tempeh (fermentierte Soja-Bohnen) sind an jeder Straßenecke zu finden. Als Suppe  (Tempeh Kare) oder frittiert schmecken beide Produkte wirklich spitze! Gibt es auf Bali denn kein tolles Obst? Jaein. Die Insel ist klein. Angebaut werden hauptsächlich Reis und Spinat. Ergo:  Fast alle Früchte werden importiert.  Direkt auf der Insel wachsen: Durian, Mangosteen, Snakefruit, Boni, Rambutan, Pomelo und Kokosnüsse (gelb/orange/grün).

Bali ist doch eine Insel – wo bleibt der fangfrische Fisch?

Richtig. Es gibt natürlich Fischmärkte und besondere Spezialitäten vor allem in und um Jimbaran. Der Indische Ozean ist allerdings weiträumig um die Insel stark verschmutzt und die  Fischgründe haben sehr unter der Belastung durch Erdöl und Plastik gelitten. Für mich ein Grund beim Kauf und Verzehr von Fisch zweimal hinzuschauen.  Wir haben vor kurzem über ein Projekt informiert, dass sich dafür einsetzt, die Insel von Plastik zu befreien.

Ich möchte Euch natürlich nicht davon abhalten, die Meeresfrüchte selbst zuzubereiten oder in einem Fischrestaurant in Jimbaran zu probieren. Vom Verzehr in schlecht besuchten Warungs würde ich Euch allerdings definitiv abraten. Wenn die Einheimischen ein Warung meiden, dann hat das einen Grund.

© bali-indonesia.com, Meeresfrüchte in einem Restaurant in Jimbaran

Ich hoffe, dass ich Euch einen kleinen Einblick in die balinesische Küche geben konnte. Natürlich gibt es noch unzählige weitere Gerichte. Das ist aber auch gut so!

Habt ihr etwas zum Thema Food zu berichten? Wollt Ihr Eure Erfahrungen auf Bali mit der Welt teilen, habt aber keine Plattform dafür? Habt ihr vielleicht selbst sogar als Volunteer vor Ort geholfen? Ihr seid eingeladen, Eure Erfahrungen in einem Gastbeitrag auf diesem Blog niederzuschreiben. Schreibt mir einfach eine kurze Mail mit Infos über Eure Person und Euer Thema an: [email protected] !

Hat euch der sechste  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag!

PS: Da viele von Euch nachgefragt haben, wie lange es dauert, einen der Blog-Artikel zu verfassen – dieser hier hat jetzt circa 3 Stunden in Anspruch genommen.

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Zum dritten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann3

Zum vierten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann4

Zum fünften  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann5

Liebe Grüße,

Daniel

Wie alles begann #5: „Der erste Schultag“

STOPP! Hast Du die vorherigen Beiträge  noch nicht gelesen? Dann hol das am besten nach! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 15 Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)
  • 3. Eintrag (Wie alles begann #3: „Der erste Dämpfer“)
  • 4. Eintrag (Wie alles begann #4: „Andere Länder, andere Sitten.“)

Tag 3, Montag der 30.03.2015, 06.30 Uhr:  Aufstehen. Der Morgen meines ersten Schultags.

Ich hatte mich schon ein wenig eingelebt, einen neuen Ventilator bekommen und mich mit den Besitzern des Homestays ganz gut angefreundet. Die Hitze machte mir weiterhin sehr zu schaffen. Mindestens drei bis vier mal am Tag duschen konnten aber zumindest etwas Abhilfe schaffen. An das Essen hatte ich mich schon gewöhnt, mein Magen allerdings noch nicht. Den typischen balinesischen Speisen widme ich meinen nächsten Blogeintrag. Bali bietet nämlich einiges mehr als Reis und Sambal.

Hendra wartete schon vor meiner Zimmertür. In Deutschland lasse ich niemanden warten. Also beeilte ich mich beim Duschen und Umziehen und sprang aus meinem Zimmer. Hendra fragte, warum ich denn so aus der Puste bin. „Ich wollte dich nicht warten lassen!“ – „Haha. Wir gehen erst in einer Stunde los. Lass dir ruhig Zeit. Wir sind hier auf Bali“, entgegnete Hendra lächelnd. Vierzig Minuten Fahrtweg lagen zwischen Hendras Wohnort Klungkung und der Volontärsunterkunft. Deswegen fuhr Hendra immer „ein paar Minuten eher los“, um dann auf dem gefliesten Podest vor meinem Zimmer noch ein wenig zu schlafen – den Körper auf den blanken Fliesen, unter den Kopf lediglich seinen kleinen Rucksack gelegt. Aber es sah trotzdem ziemlich gemütlich aus.

Die erste Unterrichtsstunde stand kurz bevor und  ich konnte quasi kein Wort Indonesisch. Zwölf Jahre deutscher Schulunterricht haben mich gelehrt, dass neue und vor allem jüngere Lehrer oft mit viel Enthusiasmus und einer strukturierten Unterrichtsplanung aufwarten können. Ich hatte vorab nach einem Lehrplan gefragt oder nach einer ungefähren Richtlinie für meinen Unterricht. In den unteren Klassenstufen wird der Englischunterricht allerdings nicht wirklich ernst genommen. Die Englischlehrer sprechen meist selbst nicht besonders gut. Tatsächlich ist das ein durchaus großes Problem in ganz Indonesien.  Denn Englisch bildet dort die Grundlage für den Einstieg in fast alle Jobs. Die Insel der Götter lebt vom Tourismus. Viele Kinder sehen ihre Perspektiven ausschließlich in der  Hotel- und Restaurantbranche. Umso bedauerlicher, dass es an fähigen Englischlehrern und Berufsberatungen/Workshops mangelt. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen ist definitiv da! Alle haben Lust, etwas zu lernen und für ihre Zukunft zu tun. Genau an dieser Stelle wollen wir etwas bewegen! Zukünftig wird Balipockets alles daran setzen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Workshops an Schulen anzubieten. Dazu wird es demnächst noch einen eigenen Blogeintrag geben. Auch ihr könnt ganz einfach Teil des Projektes werden, wenn Ihr denn möchtet.

Meine Schüler und ich in der SD N1 Peliatan, Ubud

Die Devise für diese und alle kommenden Unterrichtsstunden lautete: Spontanität.

Es gab ein Arbeitsheft, in dem pro Klassenstufe verschiedene Themen aufgezeigt worden. Für jede Stunde sollte ich mir ein Thema aussuchen. Dabei spielte es allerdings keine Rolle, ob das Thema erst in der nächsten Klassenstufe dran kam. Wichtig war vor allem, dass die Kinder Spaß haben und nicht zu viel selbst arbeiten müssen. Unterrichtsbeginn war um 8.00 Uhr (+- 15 Minuten). Vor jeder Unterrichtsstunde gingen Hendra und ich in das Lehrerzimmer, um mit der Schulleitung und den anderen Lehrern zu quatschen. Bei meinem ersten Besuch  gestaltete sich das etwas schwierig. Ich verstand kein Indonesisch, fast alle Lehrer konnten nicht ein Wort Englisch. Hendra übersetzte in den ersten Wochen für mich. Vor der ersten Unterrichtsstunde wurde selbstständig von den Kindern gebetet. Sobald das Gebet beendet war, begann mein „Arbeitstag“. Jede Stunde startete  mit einer förmlichen, religiösen Begrüßung, ausgehend vom Lehrer. Diese wurde dann von den Schülern erwidert. Natürlich hatte mir das vorher niemand gesagt. Ich trat lächelnd in das Klassenzimmer und rief selbstsicher „Hello! Selamat pagi!“ (Hallo! Guten Morgen!). Fataler Fehler. Ich schaute in entgeisterte Gesichter. Hendra übernahm die Führung und erklärte, dass ich der neue Lehrer für die nächsten Wochen wäre. Danach wies er mich darauf hin, dass vor der Stunde erstmal eine förmliche Begrüßung stattfindet. Ich entschuldigte mich und stellte mich der Klasse vor. Da der Großteil der Schüler noch sehr wenig verstand, übersetzte Hendra jeden meiner Sätze für die Klasse. Danach ging ich durch die Reihen. Jeder Schüler stellte sich einmal kurz auf Englisch vor. Das klang dann ungefähr so: „My name is Anak Agung Istri. You can call me Istri. My hobby is drawing“. Natürlich konnte ich mir auf Anhieb keinen Namen merken, vor allem nicht bei einer Klassenstärke von 30 – 35 Schülern.

Das Thema für meine erste Unterrichtsstunde lautete Jahreszeiten. Ich fing also an ein wenig über die verschiedenen Jahreszeiten zu reden, während Hendra fleißig ins Indonesische übersetzte. Fragende Gesichter. Warum erzählt dieser Mann von vier verschiedenen Jahreszeiten? Denn auf Bali ist entweder Regen- oder Trockenzeit. Es gibt keinen Schnee. Keinen typischen Herbst oder Frühling. Entweder ist es warm und nass oder warm und trocken. Trotzdem sollte ich auch ein wenig über die klimatischen Verhältnisse in anderen Teilen der Welt aufklären. Der Unterricht funktionierte erstaunlich gut. Die Kinder machten super mit. Zwischendurch wurde immer wieder ein Lied gesungen (z.B. der Bingo Song) oder ein Spiel gespielt. Die Unterrichtsstunden gingen in der Regel 90 Minuten, konnten aber auch mal wesentlich eher vorbei sein. Am Ende bedankte sich jeder Schüler einzeln mit einem Handschlag oder einer Verbeugung. Oft wurde auch als besonderes Zeichen des Respekts die Hand des Lehrers bei der Verbeugung zur Stirn geführt.

Fazit: Der Unterricht auf Bali unterscheidet sich in fast allen Punkten vom deutschen Schulunterricht. Türen und Fenster sind offen. Hunde oder Hühner laufen während des Unterrichts durchs Klassenzimmer. Essen und Trinken ist kein Problem. Jeder Schüler darf den Raum verlassen wann und aus welchem Grund er oder sie möchte. Der Lautstärkepegel ist höher, aber nicht unangenehm – lebhaft eben. In der Grundschule dürfen die Kinder auch wirklich noch Kinder sein. Spiele lockern den Unterricht nicht nur auf, sondern bilden einen grundlegenden Teil des Unterrichtsgeschehens. Die Schüler haben die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen. Es gibt keine Druck- oder Stresssituationen.

Was definitiv auf der Strecke bleibt, ist die eigentliche Wissensvermittlung. Die Schüler lernen nur einen Bruchteil von dem, was deutsche Schüler in einer Unterrichtsstunde aufnehmen müssen. Hausaufgaben entfallen fast vollständig. Leider gab es auch nicht immer genug Material für alle. So mussten sich oft Kinder ein Heft teilen oder sogar ganz darauf verzichten, bei Texten mitlesen zu können. Soweit ich konnte, kaufe ich bereits während meiner Zeit auf Bali Unterrichtsmaterial für die Kids. Es tat mir einfach zu leid, dass teilweise 6 Kinder um ein einzelnes Heft kämpfen mussten. Genau dort bietet Euch unser Projekt die Möglichkeit, binnen Sekunden zu helfen. Einmalig oder dauerhaft spenden oder sogar Vereinsmitglied werden und uns langfristig unterstützen und Kindern eine Perspektive bieten. Klickt Euch rein und seid dabei! Ich freue mich über jeden, der einen Tag auf seinen Kaffee verzichten kann und stattdessen 2€ für eine unserer Partnerschulen auf Bali spendet. Ja, ich will helfen!

Hat euch der fünfte  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag, in dem ich mich dann mit der balinesischen Küche beschäftige.

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Zum dritten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann3

Zum vierten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann4

Liebe Grüße,

Daniel

Wie alles begann #4: „Andere Länder, andere Sitten.“

STOPP! Hast Du die vorherigen Beiträge  noch nicht gelesen? Dann hol das am besten nach! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 15 Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)
  • 3. Eintrag (Wie alles begann #3: „Der erste Dämpfer“)

Tag 2, Sonntag der 29.03.2015:  Der erste  Morgen auf der Insel der Götter.

Nach dem  Dämpfer gestern hatte ich noch einige Stunden mit Sophie geredet und die Besitzer des Homestays kennengelernt – Bapak Made (der Inhaber) und seine Frau (kurz: „Ibu“ für Mutter„). Sophie war übrigens Deutsche. Das erleichterte es mir ungemein, erstmal anzukommen und alle Fragen zu stellen, die mich bewegten. Sophie zeigte mir auch noch spontan den nächsten Supermarkt und Geldautomaten. Interessanterweise sind die meisten Supermärkte der Insel 24 Stunden geöffnet.  Artikel, wie Softdrinks und Snacks  à la „Pringles“ (Ja, ich bin eher der Chips-Fanatiker. Schokolade ist einfach nicht so mein Ding. Aber was nicht ist, kann ja noch werden..) waren fast identisch im Preis. Lediglich die Menge und Verpackung waren merklich  kleiner. Als durchschnittlicher Deutscher hatte ich so meine Probleme, überhaupt in die Pringles-Dose fassen zu können. Das Problem habe ich ja hier zu Lande schon. Kein Wunder – lt. Länderdaten.info ist der Durchschnittsmann in Indonesien 1,58 m klein, während der Durchschnittsdeutsche 1,80 m misst. Die Währung in Indonesien nennt sich  „Indonesische Rupiah“ (kurz: IDR). Für 1€ bekommt Ihr umgerechnet circa  14500 IDR. Der kleinste Betrag (Münze) sind 100 Rupiah (0,68 Cent). Tatsächlich kann  man für 100 Rupiah z.B. ein Päckchen Instant-Kaffee erstehen – wenn auch mit etwas Verhandlungsgeschick. Viele lokale Güter sind für unsere Verhältnisse extrem günstig: Öl, Reis, Tabakwaren, Instant-Nudeln, Tofu, Gemüse. Andere Dinge wiederum sind exorbitant teuer. Beispielsweise Alkohol. Ein schlauer Schachzug der Regierung. So kann der Alkoholkonsum zumindest teilweise eingeschränkt werden. Nichts desto trotz wird lokaler Palmschnaps  (Arrak) von den Einheimischen illegal hergestellt und konsumiert. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Fälle, bei denen Touristen schwere körperliche Schäden bis hin zum Tod vom Arakk-Konsum davontrugen.  Wer von Euch plant, die Insel zu bereisen: Kauft unter keinen Umständen Arrak von Einheimischen auf der Straße!

Mitarbeiter in einem lokale Supermarkt („Indomaret“)

Die Nacht hatte ich nicht besonders gut geschlafen. Moskitos, Hitze, ein defekter Ventilator. Geräusche von Katzen und Hunden, die über die Hausdächer liefen. Ein paar mal war ich in der Nacht wach, weil ich dachte, dass jemand vor der Tür steht. Dabei versuchten die Katzen lediglich unter allen Umständen  in die Küche zu gelangen. Zu Hause schlafe ich bei einer Raumtemperatur von 18°C wie ein Baby. Mich weckt so schnell nichts. 30°C Raumtemperatur machen einem da schon zu schaffen. Letztlich hat mich aber mein Körper dazu bewegt, nach 36 Stunden Stunden völlig erschöpft einzuschlafen. Zimmertür auf. Es riecht nach Rauch. Mhm. Komisch. Naja, was solls. Ins Bad. Duschen. Erstmal das kalte Wasser an – endlich abkühlen. Etwas wärmer stellen. Da haben wir das nächste Problem. Der Dusche war es eigentlich egal, in welche Richtung man den Regler für die Wassertemperatur stellte. Das Wasser war kalt. Eiskalt. Oder dann zwischendurch komplett heiß. Aber was solls.  Ich hatte wenigstens eine Dusche.  Ich zog mir kurze Klamotten und Flip-Flops an. Tatsächlich hatte ich innerhalb der kompletten 12 Wochen maximal  1 Woche „normale“ Schuhe an. Irgendwie ein sehr, sehr befreites Gefühl. Man schlüpft morgens nach dem Duschen in die Flip-Flops, ob die Haare nass oder trocken sind ist egal. Draußen ist es sowieso warm. Alles trocknet innerhalb von Minuten. Daran kann man sich wirklich gewöhnen!

Zwei Vögel hielten Wache vor meinem Zimmer.  Jede Familie, die es sich leisten kann, hält in Indonesien teure Singvögel in Käfigen. Was für mich, vor allem nachts, einfach nur nervig war, ist in vielen asiatischen Ländern gang und gäbe. Warum?  Lest dazu den Blogeintrag von Aylin & Stefan: Die Indonesier haben ’nen Vogel.  Komang wartete schon auf mich. Heute stand ein Rundgang durch  unseren Stadtteil an (Peliatan, Ubud). Die erste Orientierung bei Tageslicht.  Circa 2 Stunden streiften wir durch die Straßen. Kinder, Ladenbesitzer, Touristen, Taxifahrer, Inhaber von  kleinen Warungs (Straßen-Verkaufsstände für Nahrungsmittel auf Rädern), der laute Straßenverkehr. Haufenweise Eindrücke prasselten auf mich ein. Nebenbei versuchte Komang mir ein paar indonesische Wörter beizubringen. Ich war ein wenig überfordert und einfach noch nicht so gelassen wie einige Wochen später.  Die Inselbewohner sind durchweg tiefenentspannt. Ist es zu heiß, wird geschlafen. Mittags wird sowieso erstmal eine längere Arbeitspause eingelegt. Vielleicht wird der Laden danach wieder aufgemacht. Vielleicht aber auch erst morgen. Der vollkommene Kontrast zur deutschen Lebenseinstellung. Wir kennen diese Lebenseinstellung aus Italien, Spanien und anderen südeuropäischen Ländern. Weniger verdienen, weniger materieller Besitz und trotzdem zufriedener als der Großteil der deutschen Bevölkerung.  Natürlich hat diese Lebenseinstellung auf der Insel der Götter andere Konsequenzen, die für mich persönlich untragbar wären. Kein eigenes Zimmer, die Familie lebt auf extrem wenig Raum zusammen. Möglicherweise noch hinter dem eigenen Ladengeschäft. Mann muss umso mehr arbeiten, um sich ein klein wenig Luxus, wie etwa eine 3-Zimmer- Wohnung, zu leisten.  Nichts desto trotz begegneten mir auf meinen Ausflügen (auch auf anderen  Inseln) fast ausschließlich nur zufriedene und glückliche Menschen.

Die Sonne brannte auf meiner Haut. Wir waren fast am Ende unseres Rundgangs angekommen.  Als wir an einer kleinen Werkstatt für Motorroller vorbeigingen, entflammte plötzlich der Motor eines Rollers, an dem  ein Mann gerade noch geschraubt hatte. Der Mechaniker wich zurück und griff nach einer Wasserflasche hinter sich. Komang handelte blitzschnell, riss mir meine Wasserflasche aus der Hand und  löschte die Flammen. Er hatte gesehen, dass die Flasche des Mechanikers leer war. Ob es die beste Idee war, Wasser auf eine Flamme an einem Motor zu schütten, ist eine ganz andere Frage. Für mich war es der Initiator dafür, die Beziehung der Balinesen untereinander zu verstehen. Der Mechaniker bedankte sich mit einer kleinen Geste. Nichts besonderes. Komang erzählte mir auf unserem Heimweg, dass es ganz normal sei sich untereinander zu helfen. Egal in welcher Situation. Der Zusammenhalt der Locals ist für mich einmalig und reicht  bis in die extremsten Notsituationen. Im Jahr 2016 wurde ich Zeuge eines Großbrandes. Ohne den Zusammenhalt der Dorfbewohner wäre ein ganzes Viertel abgebrannt. Denn eine wirklich organisierte Feuerwehr gibt es auf Bali nicht.

 Über die Umstände hinter dem Brand spreche ich in diesem Video-Log: Balipockets 2016 | VLOG #3

Hat euch der vierte  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag.

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Zum dritten  Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann3

Liebe Grüße,

Daniel

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